6.

[43] Man hat Mozarten oft seine Nachlässigkeit und Leichtsinn in Anwendung des Geldes vorgeworfen, welche Fehler jedoch von der Individualität eines solchen Mannes nicht getrennt gedacht werden können. Da man sich indes nur immer Geschichtchen erzählt, wie er Geld unbedachtsam vertändelt und weggeworfen habe, so sollen hier einige folgen, aus denen noch mehr, als früher schon angegeben worden, erhellt, daß er nicht so viel Geld eingenommen, als man glaubt.

Bei weitem die meisten Klaviersachen brachten ihm nicht einen Kreuzer ein. Er schrieb sie aus Gefälligkeit gegen Bekannte, die etwas Eigenhändiges und zwar zu ihrem Gebrauch von ihm haben wollten. –

Aus dem Letztern kann man sich erklären, warum nicht wenige derselben, besonders unter den Soloklaviersachen, seiner unwürdig sind. Er mußte sich, wenn er befriedigen wollte, nach der Fassungskraft, nach der Liebhaberei, nach den Fähigkeiten und Fingerfertigkeiten derer richten, für die er hinwarf. Es wußten sich dann ehrlose Musikalienhändler Abschriften zu verschaffen, druckten, ohne Mozarten zu Fragen, frisch ab, und machten die einträglichsten Geschäfte ohne dem, dem sie ihr Einkommen schuldig waren, zu danken.[43]

Einst kam ein Freund zu Mozart: »Der A- hat wieder eine Partie Variationen für's Klavier von Ihnen gedruckt; wissen Sie davon?«

»Nein!«

»Warum legen Sie ihm aber nicht das Handwerk?«

»Ei, was soll man viel Redens machen; er ist ein Lump!«

»Es ist aber hier nicht bloß um das Geld, sondern auch um ihre Ehre zu tun.«

»Nun – wer mich nach solchen Bagatellen beurteilt, ist auch ein Lump! Nichts mehr davon!«

Quelle:
Johann Aloys Schlosser: Wolfgang Amad. Mozart. Prag 1828 [Nachdruck Prag 1993], S. 43-44.
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