Mozart plant eine Reise nach England

[201] Aus Leopolds Brief an seine Tochter; Salzburg, am 17. November 1786 Heute habe einen Brief Deines Bruders beantworten müssen, der mir viel Schreibens gekostet hat, folglich kann Dir sehr wenig schreiben, – es ist spät, in die Comoedie will ich heut auch gehen, da itzt frey bin; und mit dem Wiener Brief bin auch erst zu Ende gekommen. Daß ich einen sehr nachdrücklichen Brief schreiben mußte, kannst Dir leicht vorstellen, da er mir keinen geringeren Vortrag macht, als seine 2 Kinder [201] in meine Versorgung zu nehmen, da er im halben Fasching eine Reise durch Teutschland nach Engelland machen möchte etc: – ich habe aber tüchtig geschrieben und versprochen, die Continuation meines Briefes mit nächster Post ihm zu schicken. Der gute, ehrliche Silvettenmacher Herr Miller hatte Deinem Bruder den Leopoldl88 gelobt, folglich hat er erfahren, daß das Kind bey mir ist, welches ihm niemals geschrieben hatte: also kam ihm oder vielleicht seiner Frau der gute Einfall. Das wäre freilich nicht übl, – sie könnten ruhig reisen, – könnten sterben, – könnten in Engelland bleiben, – – da könnte ich ihnen mit den Kindern nachlaufen oder der Bezahlung für die Kinder, die er mir für Menscher und Kinder anträgt – Basta! Meine Entschuldigung ist kräftig und lehrreich, wenn er es benützen will ...
Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 201-202.
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