Gesteigerte Konzerttätigkeit Mozarts

[180] Aus Briefen Mozarts an seinen Vater;

Wien, am? Feber, am 20. März, 10. April und 9. Juni 1784


Hier74 haben Sie die Liste von allen meinen 174 Subskribenten. Ich habe allein um 30 mehr als Richter und Fischer zusammen, da ich die drey letzten Mittwochen in der Fasten, vom 17. März angefangen, drey Concerte im Trattnerschen Saale auf Abonnement gebe; der Preis ist auf alle drei Concerte 6 fl. – Im Theater werde ich dieses Jahr zwey Akademien geben; nun können Sie sich leicht vorstellen, daß ich notwendig neue Sachen spielen muß, und da muß man also schreiben. Der ganze Vormittag ist den Scholaren gewidmet und abends habe ich fast alle Täge zu spielen. Hier lesen Sie von allen Akademien, worin ich spielen muß:


Donnerstag, den 26sten Febr. beym Gallizin.

Montag, den 1sten März beym Johann Esterhazy.

Donnerstag, den 4ten März beym Gallizin.

Freytag, den 5ten März beym Esterhazy.

Montag, den 8ten März beym Esterhazy.

Donnerstag, den 11ten März beym Gallizin.

Freytag, den 12ten März beym Esterhazy.

Montag, den 15ten März beym Esterhazy.

Mittwoch, den 17ten März meine erste Akademie, Privat.

Donnerstag, den 18ten März beym Gallizin.

Freytag, den 19ten März beym Esterhazy.

[180] Samstag, den 20sten März beym Richter.

Sonntag, den 21sten März meine erste Akademie im Theater.

Montag, den 22sten März beym Esterhazy.

Mittwoch, den 24sten März meine zweyte Privat-Akademie.

Donnerstag, den 25sten März beym Gallizin.

Freytag, den 26sten März beym Esterhazy.

Samstag, den 27sten März beym Richter.

Montag, den 29sten März beym Esterhazy.

Mittwoch, den 31sten März meine dritte Privat-Akademie.

Donnerstag, den 1sten April meine zweyte Akademie im Theater.

Samstag, den 3ten April beym Richter.


Habe ich nicht genug zu tun? Ich glaube nicht, daß ich auf diese Art aus der Uebung kommen kann.

Nun muß ich Ihnen geschwind noch sagen, wie es herging, daß ich so in einem Privatsaale Akademien gebe. Der Claviermeister Richter gibt nämlich im benannten Saale die sechs Samstage-Konzerte. Die Noblesse subscribirte nur mit dem Bemerken, daß sie keine Lust hätte, wenn ich nicht darin spiele. Herr Richter bat mich darum: ich versprach ihm, dreymal zu spielen, und machte auf drey Concerte für mich Subscription, wozu sich alles abonnirte.


*


– Die erste Akademie am 17ten dieses ist glücklich abgelaufen – der Saal war angesteckt voll. – Und das neue Concert, so ich gespielt, hat außerordentlich gefallen und wo man hinkommt, hört man diese Academie loben. – Morgen hätte meine erste Academie im Theater seyn sollen – Fürst Louis Lichtenstein gibt aber bey sich Opera – entführt mir nicht allein den Kern der Noblesse, sondern debauchirt mir auch die[181] besten Leute aus dem Orchester. – Ich hab sie also durch ein gedrucktes Avertissement auf den 1ten April verschieben lassen. Nun muß ich schließen, weil ich zum Grafen Zichy zur Academie muß. – Bis Fasten vorbey ist, müssen Sie schon mit mir Geduld haben. –


*


Ich bitte, seyen Sie nur nicht böse, daß ich Ihnen so lange nicht geschrieben habe; – doch Sie wissen, wie viel ich die Zeit her zu tun hatte! – Durch meine 3 Subskriptions-Akademien habe mir sehr viele Ehre gemacht – auch meine Academie im Theater ist sehr gut ausgefallen. – Ich habe 2 große Concerte geschrieben und dann ein Quintett, welches außerordentlichen Beyfall erhalten; – ich selbst halte es für das beste, was ich noch in meinem Leben geschrieben habe. – Es besteht aus 1 Oboe, 1 Clarinetto, 1 Corno, 1 Fagotto und das Pianoforte; – ich wollte wünschen, Sie hätten es hören können; – und wie schön es ausgeführt wurde! – Uebrigens bin ich (die Wahrheit zu gestehen) auf die letzthin müde geworden vor lauter Spielen – und es macht mir keine geringe Ehre, daß es meine Zuhörer nie wurden ... Nun habe ich auch heute wieder ein neues Concert für die Frl. Ployer75 fertig gemacht; – und nun bin ich schon halb angezogen, um zum Fürsten Kaunitz zu gehen. – Gestern spielte ich bey Leopold Palfi. – Morgen bey der Academie, so Madelle Brayer gibt ...

... Morgen wird bey Herrn Agenten Ployer in Döbling auf dem Lande Academie seyn, wo die Frl. Babette ihr neues Concert ex g – ich das Quintett – und wir beyde dann die große Sonate auf 2 Claviere spielen werden. Ich werde den Paisiello76 mit dem Wagen abholen, um ihm meine Composition und meine Schülerin hören zu lassen.

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 180-183.
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