Leopold weilt bei seinem Sohne in Wien zu besuch

[186] Aus einem Briefe Leopolds an seine Tochter;

Wien, am 14. Feber 1785


Am Sonntag abends war im Theater die Akademie der italienischen Sängerin Laschi, die jetzt nach Italien reist, sie sang 2 Arien. Es war ein Violoncelloconcert, ein Tenor und Baß sang je eine Arie und Dein Bruder spielte ein herrliches Concert, das er für die Paradies80 nach Paris gemacht hatte. Ich war nur zwei Logen von der recht schönen württembergischen Prinzessin neben ihr entfernt und hatte das Vergnügen, alle Abwechslung der Instrumente so trefflich zu hören, daß mir vor Vergnügen die Thränen in den Augen standen. Als Dein Bruder wegging, machte ihm der Kaiser mit dem Hut in der Hand ein Compliment hinab und schrie: »Bravo Mozart!« – Als er herauskam zum Spielen wurde ihm ohnehin zugeklatscht.

Der kleine Carl sieht Deinem Bruder ganz ähnlich. Ich fand ihn recht gesund, allein zu Zeiten haben die Kinder Anstoß wegen der Zähne, – das Kind ist übrigens sehr angenehm, denn es ist ungemein freundlich und lacht, so oft mans anredet: ich habs erst ein [186] einzigsmal ein bischen weinen, aber gleich den Augenblick wieder lachen sehen. –

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 186-187.
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