Mozart fördert einen jungen Künstler

[185] Adalbert Gyrowetz in seiner Autobiographie, 1846


In dieser Versammlung79 hatte nun Gyrowetz das Glück, Wiens berühmteste Meister kennenzulernen, von denen er dann auch auf das Freundlichste und Leutseligste empfangen und behandelt wurde. Der Gutmütigste unter ihnen schien Mozart zu sein. Er betrachtete den noch sehr jungen Gyrowetz mit so anteilnehmender Miene, als wollte er sagen: »Armer junger Mensch, Du betrittst zum erstenmale den Pfad der großen Welt und erwartest mit Bangigkeit von Deinem Schicksal die Ergebnisse der künftigen Zeit!« Dieser sein Anblick machte einen sehr großen Eindruck auf das Gemüt des jungen Mannes, und sein Herz war ihm seit jenem Augenblick gänzlich zugetan ...

Er besuchte Mozart, von welchem er auf das Freundlichste empfangen wurde. Aufgemuntert durch dessen Leutseligkeit und Gutmütigkeit, bat er ihn, einen Blick auf seine jugendlichen Arbeiten, die in sechs Sinfonien bestanden, zu werfen und ihm darüber sein Urteil zu sagen. Mozart als wahrer Menschenfreund [185] willfahrte seiner Bitte, durchsah die Arbeiten, belobte sie und versprach dem jungen Künstler, eine dieser Sinfonien in seinem Konzerte im Saal zur Mehlgrube, wo Mozart sechs Konzerte auf Pränumeration gab, aufführen zu lassen, welches dann auch erfolgte. Die Sinfonie wurde im Konzertsaal auf der Mehlgrube durch das vollständige Theaterorchester aufgeführt und erhielt allgemeinen Beifall. Mozart nahm mit seiner angeborenen Herzensgüte den jungen Künstler bei der Hand und stellte ihn dem Publikum als Autor der Sinfonie vor ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 185-186.
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