Mozart studiert die Werke von Händel, Bach und dessen Söhnen Philipp Emanuel und Friedemann

[174] Aus Mozarts Brief an seinen Vater;

Wien, am 10. April 1782


... Ich gehe alle Sonntage um 12 Uhr zum Baron van Swieten61 – und da wird nichts gespielt als Händel und Bach. – Ich mach mir eben eine Collection von den Bachischen Fugen – sowohl Sebastian als Emanuel und Friedemann Bach. – Dann auch von den Händelschen ...


Aus Mozarts Brief an seine Schwester;

Wien, am 20. April 1782


... Hier schick ich dir ein Präludio und eine dreystimmige Fuge, – das ist eben, warum ich Dir nicht gleich geantwortet, weil ich – wegen des mühsamen kleinen Noten schreiben nicht habe eher fertig werden können. – Es ist ungeschickt geschrieben. – Die Ursache aber war, weil ich die Fuge schon gemacht hatte und sie, unterdessen daß ich das Präludium ausdachte, abgeschrieben. – Ich wünsche nur, daß Du es lesen kannst, weil es gar so klein geschrieben ist, und dann – daß es Dir gefallen möge. – Ein andermal werde Dir schon etwas Bessers für das Klavier schicken. – Die Ursache, daß diese Fuge auf die Welt gekommen, ist wirklich meine liebe Konstanze. – Baron van Swieten, [174] zu dem ich alle Sonntage gehe, hat mir alle Werke des Händel und Sebastian Bach (nachdem ich sie ihm durchgespielt) nach Hause gegeben. – Als die Konstanze die Fugen hörte, ward sie ganz verliebt darein; – sie will nichts als Fugen hören, besonders aber (in diesem Fach) nichts als Händel und Bach; – weil sie mich nun öfters aus dem Kopfe Fugen spielen gehört hat, so fragte sie mich, ob ich noch keine aufgeschrieben hätte? – und als ich ihr Nein sagte, – so zankte sie mich recht sehr, daß ich eben das Künstlichste und Schönste in der Musik nicht schreiben wollte; und gab mit Bitten nicht nach, bis ich ihr eine Fuge aufsetzte, und so ward sie. – Ich habe mit Fleiß Andante maestoso darauf geschrieben, damit man sie nur nicht geschwind spiele – denn wenn eine Fuge nicht langsam gespielt wird, so kann man das eintretende Subjekt nicht deutlich und klar ausnehmen und ist folglich von keiner Wirkung. – Ich werde mit der Zeit und mit guter Gelegenheit noch 5 machen und sie dann dem Baron van Swieten überreichen; der in der Tat – am Werte einen sehr großen – an der Zahl aber freylich sehr kleinen Schatz von guter Musik hat ... Lerne sie auswendig und spiele sie ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 174-175.
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