Der Flötist Becke über Mozart[117] 40

Brief Beckes an Leopold;

München, am 30. Dezember 1778


Monsieur mon tres cher Ami!


Den heutigen zähle ich unter einen meiner vergnügtesten Täge. Ich habe das Glück, Ihren allerliebsten Herrn Sohn fast den ganzen Tag bey mir zu sehen. Er kam den 25. glücklich hier an und seit dem 26. sind wir fast immer beysammen: Er brennt vor Verlangen, seinen liebsten theuersten Vater zu umarmen: welches so bald es seine hiesigen Umstände erlauben, folgen wird: nur macht er mich selbst fast kleinmütig: indem ich ihn seit einer Stund kam aus den Thränen bringen kunte: Er hat das aller beste Herz. Nie habe ich ein Kind gesehen das mehr Empfindung und Liebe vor seinen Vater in seinem Busen trägt, als Ihr Herr Sohn. Es wandelt ihm eine kleine Furcht an, als würde Ihr Empfang gegen ihn nicht so zärtlich seyn als er es wünschet. Ich hoffe aber ein ganz anderes von Ihrem väterlichen Herzen. Er verdient gewiß [117] alle Liebe, alles Ergötzen an seines Vaters Seite zu haben: Sein Herz ist so rein, so kindlich, so aufrichtig gegen mich, wie viel mehr wird und muß es nicht gegen seinen Vater seyn.

Nur mündlich muß man ihn hören, und wer würde ihm nicht Gerechtigkeit widerfahren lassen: als den besten Caracter, als den redlichsten und aufrichtigsten Menschen. Aber wie viel gibst's solche in der Welt? bester Vater Sie und Ihre 2 Kinder sind es so diesen Preiß, dieses Lob und Ruhm verdienen.

... Ich bitte Ihnen, schreiben Sie uns bald, versichern Sie uns Ihrer wahren Vaterliebe: denn das Herz Ihres Sohnes ist vor lauter Empfindung vor seinen Vater nicht ganz in Ordnung: machen Sie ihm den Aufenthalt in Salzburg nur recht angenehm und freundschaftlich. Er setzt sein ganzes Ergötzen, sein ganzes Vergnügen in seinen Vater und Schwester. Außer diesen kennt er nichts mehr auf der Weld: solches schreibe ich Ihnen allein ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 117-118.
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