Wolfgang an Schwester Nannerl

[44] Nachschrift zu einem Briefe des Vaters;

Mailand, am 3. November 1770


Allerliebstes Herzensschwesterchen!


Ich bedanke mich bey der Mama und bey Dir für die redlichen Wünsche und brenne vor Begierde, Euch beede bald wieder in Salzburg zu sehen. Auf Deinen Glückwunsch zu kommen, so kann ich Dir sagen, daß ich bald argwohnet hätte, daß Herr Martinelli Dir Deinen welschen Wunsch aufgesetzet hat, weil Du aber immer die kluge Schwester bist und es so witzig hast gewußt anzustellen, indem Du nach Deinem welschen Glückwunsch gleich die Empfehlung von Herrn Martinelli, welche in nämlicher Schreibart geschrieben war, darunter gesetzet, so habe ich es, und war es mir unmöglich zu merken, und sagte gleich zum Papa: Ach! könnte ich doch so klug und witzig werden! Dann sagte der Papa: Ja, das ist wahr, und ich sagte hernach: mich schläfert, und er sagte jetzt just: höre auf. Addio, bitte Gott, daß die Opera gut gehen möchte. Meinen Handkuß an die Mama und an alle Bekannte meine Empfehlung, ich bin wie allezeit Dein

Bruder Wolfgang Mozart,

dessen Finger vom Schreiben müde sind.

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 44-45.
Lizenz:
Kategorien: