Mozart über den Salzburger Aufenthalt

[120] Aus Mozarts Briefen an den Vater;

Wien, am 8. April und 26. Mai 1781


... Ich bin noch jung, wie Sie sagen, das ist wahr, aber wenn man seine jungen Jahre so in einem Bettelort in Untätigkeit verschlänzt, ist es auch trauerig genug, und auch – Verlust –


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... Glauben Sie mir sicher, daß ich nicht den Müßiggang liebe, sondern die Arbeit. – In Salzburg, [120] ja, das ist wahr, da hat es mich Mühe gekost und ich konnte mich fast nicht dazu entschließen, warum? – Weil mein Gemüt nicht vergnügt war; Sie müssen mir doch selbst gestehen, daß in Salzburg – wenigstens für mich – um keinen Kreuzer Unterhaltung ist; mit vielen will ich nicht umgehen – und den meisten andern – bin ich zu schlecht. Für mein Talent keine Aufmunterung! – Wenn ich spiele, oder von meiner Composition was aufgeführt wird, so ists, als wenn lauter Tisch und Sessel die Zuhörer wären. – Wenn doch wenigstens ein Theater da wäre, das was hieße. – Denn in dem besteht meine ganze Unterhaltung hier ...

... Das ist gewiß, daß ich in Salzburg nach 100 Unterhaltungen seufze, und hier – nach keiner einzigen. – Denn in Wien zu sein, ist schon Unterhaltung genug ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 120-121.
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