Mozarts Urteil über seine Salzburger Kunstgenossen

[61] Aus einem Briefe Wolfgangs an seinen Vater;

Paris, am 9. Juli 1778


... Wegen dem Rausch des Haydn21 habe ich vom Herzen lachen müssen, – wenn ich dabey gewesen wäre, hätte ich ihm gewiß gleich stille ins Ohr gesagt: Adlgasser22. – Es ist doch eine Schande, wenn sich ein so geschickter Mann aus eigener Schuld in Untätigkeit setzt, seine Schuldigkeit zu tun – bey einer Funktion, die zur Ehre Gottes ist – wo der Bischof und die ganze Hofstatt da ist – die ganze Kirche voll Leute ist – das ist abscheulich. – Dies ist auch eins von den Hauptsachen, was mir Salzburg verhaßt macht – die grobe, lumpenhafte und liederliche Hofmusique – es kann ja ein honetter Mann, der Lebensart hat, nicht mit ihnen leben; er muß ja, anstatt daß er sich ihrer annehmen könnte, ihrer schämen! – Dann ist auch und vielleicht aus dieser Ursache die Musik bey uns nicht beliebt und in gar keinem Ansehen ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 61-62.
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