Freiherr v. Poißl

[257] Wunderlicher Weise konnte Nichts vortheilhafter für Besuch und Pflege der Theater sein. Denn das ganze Contingent, welches die Bewohnerschaft Münchens allabendlich in die Gesellschaften der wohlhabenden Bürgerschaft und der Aristokratie gestellt hatte, und welches durchaus aus Personen bestand, denen das Hinbringen der Abende im Genuß zum Bedürfniß geworden war, ergoß sich, mit dem fast gänzlichen Aufhören der Privatfeste und der Geselligkeit, in die Theater und Concerte, so daß es, nach dem überstarken Besuche dieser Kunstvorführungen, scheinen konnte, als herrsche in München das üppigste Leben im tiefsten Frieden, während es gerade Zeichen des pekuniären Rückschritts der Stadt war. Nur wenige Häuser, natürlich außer denen der Gesandten, unter welchen sich der russische Minister Graf Bariatinsky durch Musikleidenschaft auszeichnete, wurden im gewohnten Style fortgeführt,[257] zu denen das des geheimen Raths Adam von Aretin, des Baumeisters von Gärtner, Vater des großen Architekten, und das des. Componisten, Freiherrn von Poißl, Schüler Danzi's, der damals an seiner »Ottaviano in Sicilia« arbeitete und später Intendant in München wurde, gehörten.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 257-258.
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