Weber's Einführung in München

[261] Unter solchen, für Studium und Erwerb günstigen Auspizien, denen sich, wenn es gelang, genügende Protektion in maßgebenden Kreisen zu erlangen, die Aussicht beigesellte, eine oder die andere seiner Opern in wahrhaft künstlerischer Form vorgeführt zu sehen, kam Weber nach München, wo ihn Empfehlungen an Aretin, des Capellmeister Blangini Schwester, Mad. Dülken, den damals allmächtigen Minister von Montgelas und den Baudirektor Wiebeking schnell mitten in die Gesellschaft Münchens setzten und die Briefe des großherzoglichen Paares von Darmstadt an die Königin von Bayern, ihm geneigte Aufnahme am Hofe versprachen.

Graf Montgelas, ein außerordentlich wohlwollender Mann, zeigte sich Weber sehr gewogen und so dienstbeflissen, daß ihm schon am fünften Tage nach seiner Ankunft, eine Audienz bei der Königin gewährt wurde. Die Fürstin unterhielt sich ungemein artig und liebenswürdig mit ihm, gab ihm, in des Königs Namen, die Erlaubniß, in der Stadt Concert zu veranstalten und sprach ihm den Wunsch aus, ihn selbst zu hören.

Von allen Häusern, in denen Weber in München Eintritt gefunden hatte und gern gesehen war, heimelte ihn keins so an, wie das des Baudirektor Wiebeking, dessen origineller Geist ihn fesselte, während der Tochter, Fanny, fließendes und seelenvolles Clavierspiel ihn reizten, dieß schöne Talent im echt künstlerischen Sinne auszubilden. Diesem Wunsche kam die Familie Wiebeking entgegen, indem sie ihn bat, während der Zeit seines Aufenthalts in München dem trefflichen Mädchen Unterricht zu ertheilen. Das Haus wurde seine Heimath[261] in München, denn seine bescheidene Junggesellenwohnung, in der Neuhausergasse No. 123 über 2 Stiegen, diente doch nur dem Schlafe und der Arbeit.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 261-262.
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