Erster Brief Weber's an einen Verleger

[66] »Salzburg 25. Nov. 1801.


An die berühmte musikalische Niederlage

des Herrn Andrée in Offenbach nächst Frankfurt

am Main.


Hochedelgeborener Herr.


Ich habe verschiedene Sachen von meiner Arbeit zum Notenstich fertig liegen und bin bereits durch verschiedene Arbeiten in der Leipziger Musikalischen Zeitung als nicht ganz unbrauchbar bekannt, habe etwa vor anderthalb Jahren schon einige Variationen für's forte piano bei Herrn Sennefelder in München, wo ich mich damals aufhielt, in Stein stechen lassen und offerire folgende kleine Werke denenselben zum Stich, mit keinem andern Vorbehalte, als von jedem Stücke einige auszubedingende Anzahl von Exemplaren. Ich glaube, daß dieser Vorschlag sehr billig und acceptabel sei und erbitte mir eine baldige beliebige Antwort anhero.


Mit aller Achtung dero

Ergebenster

Addr. Carl Maria B. von Weber.


3 Sonaten für's forte Piano.

Einige Variationen.

3 Trio's für nicht ganz ungeübte Liebhaber zu 1 Violin, 1 Viola und 1 Violoncello.

12 deutsche Tänze für's Clavier.

Ein Clavier-Auszug von meiner Oper ›das Waldmädchen‹.


Ich bin ein Zögling von Michael Haydn dahier und noch mehrern großen Meistern in München, Dresden, Prag und Wien.

Ich schreibe für alle Instrumente obligat, was man nur verlangen kann und bin sehr prompt in meiner Arbeit.

Erbitte mir ein Verzeichniß Ihrer Musikalien aus Dero Verlag für's forte piano.«

Es wäre verwunderlich, wenn der vollkommen unrichtige Passus in diesem Briefe, der ihn Zögling berühmter Meister in Dresden,[67] Prag und Wien, welche Orte er bis dahin nur ganz flüchtig berührt haben kann, nennt, sein Dasein nicht ganz Franz Anton verdankte.

Diese Musikalien sind übrigens sämmtlich bis auf die 12 Walzer die später Gombart verlegt hat, entweder verloren gegangen oder von Weber weiter verwendet oder umgearbeitet worden, da Andrée deren Verlag ablehnte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 66-68.
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