Stadtmusikus Siegert

[55] Der Ritter von Steinsberg selbst war ein geistvoller Mann, nicht ohne schriftstellerisches Talent, sehr guter Schauspieler im Conversationsfach, das damals durch Iffland und Kotzebue Einfluß gewann, und viel Raum auf dem Repertoir aller Bühnen einnahm, auch vermöge Autorität und Beispiel ein guter Dirigent und Regisseur. Bei seiner Gesellschaft befanden sich zwei Frauen von Begabung, Düve, Mutter und Tochter, ebenfalls sehr brauchbar im Conversationsstück, ferner ein Hr. v. Harrer, jugendlicher Liebhaber an Gestalt und Leben, und endlich ein gutes Tänzerpaar Kees und Mad. Spania. Weniger gut war das große Schauspiel und die Oper vertreten, doch leistete man auch hierin, für den nicht verwöhnten Gaumen der Freiberger, immerhin sehr Genießbares. Steinsberg führte in Freiberg mehrere seiner eigenen Stücke auf, von denen vier »Die Rückkehr in's Vaterhaus«, »Graf Helfenfeld«, »die gute Laune« und »Liebe die Nebenmenschen« wohl gefielen. Seine Gesellschaft war fleißig, sie brachte in der Zeit vom 24. August bis 25. Novbr. 1800 55 Vorstellungen, von denen jedoch eine Anzahl in Oederan gegeben wurden, wo der Ritter, bei der Abnahme des Theaterbesuches in Freiberg gegen die Weihnachtszeit hin, einen Theil seiner Truppe spielen ließ. Der Stadtmusikus Siegert lieferte die Opernmusik.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 55.
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