Peter Ritter

[178] Vor dem Jahre 1778, wo Carl Theodor's Hof nach München übersiedelte, besaß das Theater zu Mannheim die, was Präzision, Feinheit und Zusammenspiel, sichere Regie und geschmackvolle Ausstattung, Manichfaltigkeit und Gewähltheit des Repertoirs anlangt, beste Oper Deutschlands. Der musikalische Geist war der schönen Anstalt durch den strengen und gediegenen Holzbauer, den originellen Vogler, unter des geistvollen Kurfürsten eignen Auspizien, eingehaucht worden und die wenig als Componisten bekannten Direktoren Cannabich und Tresky hatten ein Orchester geschaffen, das wie ein Instrument in der Hand seines Leiters lag. Cramer, Stamitz, Fränzl, Gern, Lebrun, Renner, Ritter, B. A. Weber, die Brüder Pixis waren ihre Zöglinge und die Pfeiler ihres Orchesters. Diese herrliche Anstalt wanderte nun zwar zum Theil mit nach München aus, zum Theil zerstiebte sie in alle Winde; die Capelle mit ihren trefflichen Leitern und Vorspielern verschwand, und das prächtige Opernhaus wurde ein Opfer der Clair fait'schen Kanonade, aber der Sinn für das Wahre und Echte in der Kunst, der Geschmack, den jenes bewundernswerthe Institut in der Bevölkerung Mannheims herangebildet hatte, blieb lebendig in der kleinen, freundlichen Stadt und verfehlte nicht, aus dem innern Leben derselben heraus, neue Blüthen und Früchte zu treiben und einen Nachsommer jener großen Kunstperiode hervorzuzaubern, dessen Reiz die Bürger von Mannheim um so tiefer empfanden, als sie sich selbst als die Schöpfer der neuen Blüthenzeit fühlten. Ein schönes Nationaltheater wurde erbaut. Der Kurfürst unterstützte dessen Verwaltung mit 20,000 Gulden jährlich; der Violoncellist Peter Ritter, der Componist von »Maria von Montalban« und dem »Zitherschläger« wurde, an des taub gewordenen wackern Fränzl Stelle, als Leiter des Orchesters, Marconi für den Contrebaß, Appold für Flöte, Nicola für Oboe und andere namhafte Künstler für die ersten Stellen bei den übrigen Instrumenten gewonnen.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 178.
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