Amorbach. Fürst Leiningen

[204] Noch schlichter und gemüthlicher trat ihm Fürst Leinigen in Amorbach entgegen und, wie in einer wohlhabenden Bürgerfamilie, reihte sich, nach der sehr heiter abgehaltenen Mittagstafel, ein kleiner Kreis, zu dem nur noch Reg.-Rath von Hoffstedt und Geh. Secretär Steinwarth gezogen waren, um das Piano, wo Carl Maria mit der Fürstin sang. Auch den andern Tag dort festgehalten, wo der Fürst ihm seine treffliche Blasinstrument-Musik vorführte, verlebte er anmuthvolle Stunden, würde vielleicht länger als gut in dem reizenden Orte zugebracht haben, hätte er nicht plötzlich erfahren, daß sein ihm stets so huldvoll gesinnter, ehemaliger Herr und Gönner, Prinz Eugen von Würtemberg, Frankfurt am 3. Mai passiren werde. Vor Verlangen brennend, sich vor dem geschätzten Manne in Bezug auf die Stuttgarter Vorfälle durch mündlichen Vortrag des wirklichen Sachverhaltes, theils zu rechtfertigen, theils zu entschuldigen, theils ihn um nachsichtige Beurtheilung seiner Fehler zu bitten, eilte er nach Frankfurt und mm Herzoge, der ihn mit offenen Armen und Thränen im Auge empfing und ihn nicht von sich ließ, bis er am andern Tage früh abreiste. Der Herzog legte sich ins Bett, um wenigstens Etwas zu ruhen, Weber mußte sich auf's Sopha strecken, und so erwarteten die Beiden, ernst erwägend und sprechend, das Morgengrauen, mit dem der Herzog, Weber noch einmal an die Brust drückend, völlig von seiner Unschuld überzeugt und ihm noch einen Ring, den er vom Finger zog, schenkend, abreiste.

Das Glück wollte Weber in Frankfurt wohl, er traf dort den Musikhändler Simrock an, dem er das Potpourri für Violoncello, den »Ersten Ton«, die große Polonaise in Es, das Quartett und sechs noch zu schreibende Lieder verkaufte, für welche Musik, alles zusammen, Simrock ihm 150 Gulden! – bezahlte. Die Polonaise allein, die ein Lieblingsstück der Clavierspieler wurde, hat Simrock Tausende von Reingewinn eingetragen.

Das Ende Mai führte Weber wieder nach Mannheim und[204] Heidelberg. Nach erstern Orte, weil seines Kunstbruders Gänsbacher Symphonie im Museum von Gottfried Weber zur Aufführung gebracht werden sollte und er die Absicht hatte, das Concert mit einer selbstgespielten neuen Composition zu unterstützen. Aus dieser Composition wurden zwei, da auch Fräulein Frank ihn um ein neues Werk zum Solovortrage bat.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 204-205.
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