Begegnung mit Tieck in Berlin

[455] Indeß ließ Weber den Jubelstrom beim wirklichen öffentlichen Einzuge des Königs am 7., die Festvorstellungen in den beiden Theatern, die im Opernhause in einem Prologe von Kotzebue und einem militärischen Ballette, »die glückliche Rückkehr«, im Nationaltheater in Himmel's »Fanchon« bestanden, (!) an sich vorüberbrausen.[455] Bei der Illumination im dicken Menschengedränge hingeschoben, das von einem daher kommenden Wagen peinlich vermehrt wurde, so daß sich hie und da Angstrufe hören ließen, sieht er Ludwig Tieck's wundervollen Kopf sich besorgt ausschauend aus dem Wagen neigen, ruft ihm zu, reicht ihm die Hand, wird jubelnd halb in den Wagen gehoben, halb springt er hinein und sieht sich dem freudig bewegten, berühmten Dichter gegenüber, der ausruft: »Jetzt hat die Illumination erst Bedeutung für mich und ich weiß, warum ich in Berlin bin!«

Weber selbst lebte immer höher auf in dem nach oben schiebenden Wirbel geistigen und äußern Lebens, die Ideen quollen zu, er trug in den Zirkeln, wo er sich vorstellen mußte, mit Feuer vor und schreibt:


»– – In den 8 Tagen, die ich hier bin, habe ich schon mehr gespielt, als die ganze Zeit meines Aufenthalts in Prag, auch fangen zu meiner Freude schon mancherlei musikalische Ideen wieder an sich in mei nem Kopfe zu entwickeln und zu bilden. Ich muß auch gewaltig fleißig sein, wenn ich alles zu Stande bringen will, was ich mir vorgenommen habe. Mein Leben ist doch ein ewiges stürmisches Treiben ohne Rast und Ruhe und doch giebt es so wenig Resultate, doch bin ich beinahe immer unzufrieden mit mir und glaube, daß ich mehr thun könnte! – –«


Mehr als bei irgend einem andern der hervorragenden Componisten unserer Zeit war Weber's Schaffen ein Produkt der Wechselwirkung zwischen seinem Genius und dem Publikum, das ihm lauschte! –

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 455-456.
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