Leben in Gräfentonna 1814

[464] Wir lassen Weber seinen Aufenthalt in Tonna selbst in einem vom 14. und 15. Sept. datirten Briefe an Caroline erzählen.


»– – Das uralte Schloß in dem ich hause und in dessen schauerlichen Gemächern, beim Klappern alter Fenster und Thüren, ich diese Zeilen schreibe – umfaßt mich recht wohlthätig mit seiner Stille und giebt mir im geistvollen Umgange des Herzogs eine gewisse gemüthliche Ruhe, in der ich recht viel zu arbeiten und zu leisten im Stande wäre, wenn ich lange genug da hausen könnte und nicht gewisse anderweitige Gefühle mich hinweg landeinwärts zögen und sich gar lieblich zudringlich in alles Denken und Trachten einmischten. Doch ich schwazze da ins Zeug hinein und Mukkerl3 weiß noch nicht einmal wo das gute alte, ehrliche Tonna steckt. etc.«


»Ich kutschirte heraus mit der gewissen ängstlichen Empfindung die ich immer habe, wenn ich Jemand lange nicht gesehen habe und vielleicht kälter als ich erwarten zu können berechtigt zu sein glaube, empfangen würde. Dieß war nun aber hier ungegründete Furcht, denn der Herzog empfing mich so herzlich als man nur empfangen werden kann. Nachtische fuhr ich gleich mit ihm nach Langensalze wo ein Naturalienkabinet besehen und der Thee bei einem Herrn von Seebach eingenommen wurde.«[464]

»Den 13. componirte ich zwei neue Lieder, ordnete meine Papiere und brachte von 11 Uhr Morgens den ganzen Tag bis 11 Uhr Nachts beim Herzoge zu, wo natürlich auch Gurgel und Finger herhalten mußten. etc. – –«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 464-465.
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