»Lützow's wilde Jagd.« »Schwertlied«

[465] Mit den beiden hier so einfach erwähnten Liedern war die Blüthe aufgegangen, die der Sonnenschein des großen National-Enthusiasmus in Berlin aus Weber's Seele hervorgelockt hatte, die neue Bahn eingeschlagen, die ihn gerader Richtung auf den Höhepunkt eines herrlichen Seitenpfades seines Talents, an die Pforten des Ruhmes und der echtesten, wohlbegründetsten Popularität führen sollte. Es waren keine andern, als »Lützow's wilde Jagd« und das »Schwertlied« die, wie der tönende Athemzug der Begeisterung selbst, aus dem dunkeln, waldesgrünen Arbeitszimmerchen im alten Schlosse Tonna, in die ideen- und thatenwogende Welt hinausbrausen sollten. – –

Er fährt in seinem Briefe an Caroline fort:


»– – Von meinem baldigen Wegreisen will der Herzog nichts hören und kann ich daher noch gar nichts Bestimmtes darüber sagen. Die Güte und Liebe des Herzogs ist wirklich außerordentlich und so anziehend und brillant sein Witz ist, so oft habe ich auch Gelegenheit sein gutes Herz zu bewundern, das nur zu oft verkannt wird, da er allerdings oft etwas scharf mit seinem Witze die Thorheiten der andern geißelt etc. – Wenigen Menschen würde im Ganzen diese Einsamkeit behagen in der sich der Herzog so wohl gefällt, wo er vom lästigen Getümmel des Hofes entfernt, nur die Menschen die er sehen will um sich hat. Ueberhaupt ist er mit seiner unendlich regen Phantasie überall zufrieden und zu Hause. Am liebsten sitzt er neben mir am Claviere und diktirt mir so gleichsam die Gefühle und Bilder, die ich in Tönen ausdrücken soll, so daß er ganze Geschichten erfindet und erzählt, während ich sie zugleich in Musik bringe und durch Töne weiter erzähle. So vergeht Tag auf Tag und ich kann darauf rechnen, jeden Abend durch eine neue Idee oder Ansicht bereichert in meine Stube zu kommen. – –«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 465.
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