Weber's Empfang in Berlin

[452] Es konnte daher kaum einen Moment geben, wo Weber, um wirkungsvolle Anregungen zu erhalten und durch Liebe und Anerkennung gehoben zu werden, passender nach Berlin hätte kommen können.[452] Gleich den ersten Abend nach seiner Ankunft empfing er, den sein unbeachtetes Wandeln in Prag fast glauben gemacht hatte, er sei von der Welt vergessen, von dem trefflichen Andenken, das man ihm in den geistig am höchsten stehenden Kreisen Berlins bewahrte, überraschende Beweise. Er ging, um seine musikalischen Freunde vereint zu finden, nach der Singakademie, wo eine glänzende Versammlung (300 Mitglieder und eben so viel Zuhörer, unter denen Blücher, Prinz Georg und andere Sterne der Zeit) sich befand, und trat in einer Pause hinein. Da sah ihn Lichtenstein, eilte auf ihn zu, umarmte ihn, dann Wollank, dann Rungenhagen, dann die Sebald's, einer rief es dem andern zu, daß er da sei, alle Freunde verließen ihre Plätze, man umdrängte ihn händeschüttelnd, Fremde ließen sich ihm bekannt machen und ehe er sich's versah, mußte er bemerken, daß er der Mittelpunkt einer frohen Menge sei, die der, welche Blücher selbst umstand, an Zahl kaum etwas nachgab, und daß Zelter grimmige Gesichter schnitt. – Am andern Morgen setzte sich der hebende Eindruck fort, als er zum Banquier Beer eintrat, der eben die Waisenkinder speiste und mit einer Gesellschaft von 80 Notabilitäten der Kunst bei Tafel saß. Die »Mamma« Beer flog auf ihn zu, umarmte ihn mit den Worten: »Unser Weber!« vor allen Kindern und Gästen, und rief, als Letztere in Beifallsrufe ausbrachen: »Nicht wahr, er darf nicht wieder fort?« Die beiden Romberg's, Rhode, die er hier traf, begrüßten ihn auf's Herzlichste und boten ihm bereitwillig ihre Dienste bei seinem Concerte. War hier überall sein Empfang auszeichnend, so war er rührend liebevoll im Kreise seiner »Baschkiren«. Gern, Jordan, Kielmann, Lichtenstein, Wollank, Gubitz etc. fand er wieder und nur das Grab eines einzigen, seines theuern Flemming, hatte er zu besuchen.


Er schreibt über seinen Empfang in Berlin an Caroline:


»Ich kann nicht leugnen, daß diese enthusiastische, beinahe übertriebene Verehrung meiner Arbeiten, und diese herzliche Aufnahme von allen Seiten mich recht aufgeregt und meinem Geiste einen neuen Anstoß und Schwung gegeben hat, und ich hoffe recht viel zu leisten[453] und neue Lust und Kraft zur Arbeit mitzunehmen. Der Gedanke ist mir innig wohlthuend, wenn ich so manchmal hoffen kann, daß mein Mukkerl recht stolz auf ihren Carl seyn könnte.«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 452-454.
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