Poißls »Athalia«

[519] Seitdem, im vorigen Jahre, Baron Poißl in München seine schöne, von ihm selbst gedichtete und componirte Oper »Athalia« mit ihm durchgegangen hatte, war Weber erfüllt von den wahrhaft großen Schönheiten dieses Werks, wenn seine Begeisterung für dasselbe auch nicht so weit ging wie die des Großherzogs von Darmstadt, der, nach der Aufführung der »Athalia«, bei den Proben zu Mozart's »Titus« zu seiner Capelle, die sich etwas schlaff zeigte, sagte: »Ja, ich verdenke es Ihnen nicht, meine Herren, nach der Poißl'schen Oper schmeckt der alte Mozart doch nicht mehr recht«.

Er brachte sie am 21. Mai, mit besonderer Liebe einstudirt, zur Aufführung und hatte die Genugthuung eines vollständigen Erfolgs. Dieser Oper folgte am 3. Juni das kleine Maurer'sche Singspiel »das Haus ist zu verkaufen«. –

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 519.
Lizenz:
Kategorien: