Weber's Tochter getauft Marie Caroline Friedrike Auguste

[189] Das Kind erhielt die Namen Marie Caroline Friederike Auguste.

Der am 28. Dec. erfolgte Tod von Carolinens Vater drückte die Stimmung des Ehepaars noch tiefer und so traten sie denn schweren Herzens in das neue Jahr hinüber.

Auch im neuen Jahre verminderten sich Sorgen und Kümmernisse nicht. Mutter und Kind gelangten nur sehr langsam zu Kräften. Weber arbeitete schwer und unausgesetzt kränkelnd am Einstudiren von Isouard's »Aschenbrödel« und Dittersdorf's »Doktor und Apotheker«. Hätte er erstere Oper doch so gern unter den Augen Carolinens vorbereitet, die in der Rolle des Aschenbrödel, auch die letzte, in der sie überhaupt auf der Bühne erschienen war, seiner Ansicht nach, nicht übertroffen werden konnte.

Mit beiden Opern, besonders aber der letzteren, von ihm in ihrem Genre so hoch gehaltenen, reizenden Oper, machte er kein Glück beim Dresdener Publikum, dessen Ohr sich immer auf's Neue an den beiden Wochentagen der italienischen Oper am Töneglanz derselben zu sehr blendete, um dann an den andern Opernabenden am biedern Sangeswerk der schlichten Deutschen Geschmack finden zu können. Wurde doch, ehe man die Hände zum Applaus erhob, nach guter alter Ortssitte, immer noch nach dem ersten Range geschielt!

Sein im III, Bande gegebener, allerdings nicht leidenschaftsloser Aufsatz über Dresdener Kunstkritik, den er in der Leipziger Musikzeitung zum Abdruck brachte, hatte ihn nebenbei in einen Federkrieg mit dem Correspondenten dieser Zeitung, der sich mit den Buchstaben A, C, H. zeichnete, verwickelt, welcher ihn um so mehr verdroß, als er sehr wohl fühlen mochte, daß ihm zur Zeit die zu solchem Vorgehen nöthige Ruhe mangle und er es verfehlt habe, sich jener unbekannten Größe gegenüber in vortheilhafte Stellung zu bringen. In dieser Stimmung schreibt er auch an J. P. Schmidt in Berlin, dessen Operette, »Das Fischermädchen«, am 5. Dec. 1818 in Scene gegangen und dem Nachtheiliges von dieser Aufführung zu Ohren gekommen war:[190]


»Dresden, den 19. Jan. 1819.


Mein lieber Freund! Ich habe zwar eigentlich nicht Zeit, aber einen Freund zu beruhigen, muß man sie haben. Glauben Sie meinen Worten. Ihre Oper (das Fischermädchen) hat gefallen. Daß sie keine große Sensation machen konnte, liegt mit in der Gattung, da unser Publikum noch zu sehr verwöhnt von den langen und breiten italienischen Saucen ist. Daß Mlle. Benelli besser hätte sein können, ist zwar keine Frage, aber es ist noch eine große Kluft zwischen schlecht oder weniger gut. Es wurde die Tenor-Arie, Discant-Arie und am Schlusse applaudirt; das sind hier, wo wir etwas kalt sind deutliche Beweise des Gefallens. Was den Gesellschafter betrifft, so haben wir da einen Correspondirenden, der uns überhaupt nicht grün ist; ich glaube es ist Herrmann, so wie überhaupt die deutsche Oper unendliche Widersacher hat, besonders unter den Correspondenzlern. Ihre Oper wäre auch schon wiederholt, wenn die langen Trauerserien und darauf folgende Festvorstellungen nicht gewesen wären. Also beruhigen Sie sich und glauben Sie, daß ich jede Schonung der Art, wie Sie sie befürchteten, nicht gegen meine Freunde obwalten lasse. Für das übersandte Exemplar danke bestens, so wie über die mir recht interessante Mittheilung über Ihre Kunstbildung in Ihrem Schreiben am 14. Oktober. Machen Sie im neuen Jahre das Versprechen des alten wahr und besuchen Sie uns, da wollen wir manches besprechen.

Ich komme wieder auf Recensionen u.s.w. zurück. Da sind wir auch übel daran. Es ist hier durchaus Niemand, der sich der Sache mit Wärme annehme. Die es könnten, wollen nicht wahr sein, und so muß ich einem um den andern das Handwerk legen, vide Mus. Z. Nr. 51. Ein dritter ist zu faul, kränklich etc., und so muß ich es leider erleben, daß von wahrhaft ausgezeichneten Leistungen, wie z.B. unsere Zauberflöte ist, gar nichts erwähnt wird. Das ist oft recht ärgerlich – denn es ist allerdings die beste Sache um das eigene Bewußtsein, aber das, was geleistet wird, auch anerkannt zu sehen, ist doch auch erfreulich und ermunternd. –

Meine Frau ist von einem gesunden Mädchen nach vielen Leiden[191] glücklich entbunden. Ich habe dabei auch viel gelitten und die Nächte daneben arbeiten müssen. Den 17ten ist meine neue Messe mit Erfolg zum ersten Male aufgeführt worden. Nun hoffe ich endlich auch an mich denken zu dürfen.

Der Alpenhütte werde ich nicht vergessen, doch diesen Winter sie schwerlich mehr dran bringen können. Schicken Sie mir sie aber gelegentlich.

Nun leben Sie wohl, mein lieber Freund, sein Sie beruhigt wegen Ihrer Oper und denken freundlichst Ihres theilnehmenden


C. M. v. Weber

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 189-192.
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