Leichencondukt in Dresden

[717] Der Zug ordnete sich. Voran ein Musikkorps von über hundert Mann, durch Liebe und Verehrung zusammengestellt aus allen Musikanstalten der Stadt, und zog dahin, eingesäumt von einer unabsehbaren Fackelreihe, unter dem Schalle eines von Wagner, nach Motiven aus »Euryanthe«, componirten Trauermarsches von unbeschreiblich erschütternder Wirkung. Dann hinter dem Leichenwagen, dessen Decken die Mitglieder des Comité's trugen, und dem zwischen Th. Hell und[717] Fürstenau schreitenden jetzt einzigen Sohne Weber's, folgte Alles was Dresden an geistiger Bedeutsamkeit besaß, das Theaterpersonal, die Sängervereine, die Akademie etc.

So kehrte der bescheidene Weber zur Ruhe heim.

In der trauerfestlich, hochkünstlerisch geschmückten Capelle des Friedhofs, empfingen die Frauen des Theaters, die Schröder-Devrient und Spatzer-Gentiluomo an der Spitze, schwarz gekleidet den Sarg, den sie mit Lorbeern bedeckten, – dann schloß die Feier, die Fackeln verlöschten und – erst als das Kirchlein leer war, nur noch zwei Lichter am Altare brannten, trat eine alternde, kleine Frau an die Bahre und sank stumm an der Seite eines blassen jungen Mannes, der dort knieete, zusammen – –

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 717-718.
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