III.
Mozart'sche Gedenktage.

[124] Das Jahr, die Stunde, ja der Augenblick,

In welchem Menschen Göttliches gestalten,

Er ist dahin, kein Gott ruft ihn zurück:

Doch die Erinnerung soll ihn erhalten.


Obwohl durch Datumangaben seiner Compositionen diese Mozart-Chronologie ungleich weiter sich ausdehnen ließe, so erschien es mir doch angemessen, eben um die Sache präciser und dadurch fesselnder zu gestalten, nur historisch interessante Daten in den Bereich dieser Chronologie zu ziehen, dadurch aber auch eine wesentliche Ergänzung zur Lebensskizze S. 1–67 zu bieten.

1719, 14. November: Leopold Mozart's, Vater des Wolfgang Amadeus, Geburtstag.

1747, 21. November: Hochzeitstag Leopold Mozart's des Vaters mit seiner Gattin Anna Maria.

1751, 30. Juli: Geburtstagsdatum der Schwester Mozart's Maria Anna.

1756, 27. Jänner: des Wolfgang Amadeus Mozart Geburtstag. Er wurde in Salzburg geboren und Tags darauf in der Taufcapelle des Salzburger Domes getauft. Hie und da wird, und zwar mit absoluter Bestimmtheit der 27. Juni – und nicht der 27. Jänner – 1756 als Mozart's Geburtstag bezeichnet. Gegen diese Angabe streiten das Taufbuch [siehe Jahn's »Biographie Mozart's«, I. Bd. S. 26, und Anmerkung ebenda]: und Mozart's eigene Angabe in seinem Briefe ddo. München, 10. Jänner 1781, in welchem er den Aufschub der Aufführung[125] seines »Idomeneo« berichtet und schreibt: »Die Hauptprobe ist erst 27. Jänner«, NB. an meinem Geburtstage, und die erste Opera am 29 d.M. (Vergl. Nissen's »Biographie Mozart's«, E. 432; Nohl's »Briefe Mozart's«, S. 258, und Dr. F.S. Gaßner's »Zeitschrift für Deutschlands Musik-Vereine und Dilettanten« (Carlsruhe. Chr. Fr. Müller. 80.) II. Bd. (1842), S. 229.]

1761, 26. Jänner: Dieses Datum ist auf einem ziemlich schweren Clavierstück, welches das Mozarteum in Salzburg aufbewahrt, mit folgender Bemerkung zu lesen: »Diesen Menuett und Trio hat der Wolfgangerl am 26. Jänner 1761, einen Tag vor seinen, fünften Jahr, um halb 10 Uhr Nachts, in einer halben Stunde gelernt«. [Neue freie Presse 1867, Nr. 1076, im Feuilleton.]

1763, 30. August: Dieses Datum trägt die interessante Anzeige, welche das Austreten des siebenjährigen Mozart und seiner Schwester in Frankfurt a.M. ankündigt. Die Anzeige wurde von Frau Belli-Gontard aus dem Frankfurter Intelligenzblatte jenes Jahres mit vielen anderen merkwürdigen Notizen aufgefunden und im Frankfurter Conversationsblatte veröffentlicht, aus welchem diese Anzeige auch in die »Rheinischen Blätter« 1856, Nr. 96, überging. 14. October: Datum der von Mozart componirten Sonate für Clavier und Violine, welche als opus 1 zuerst in Paris gedruckt erschien und der französischen Prinzessin Victoire gewidmet ist. Die Bemerkung im »Musikalischen Erinnerungskalender« in Castelli-Haslinger's »Allgemeiner musikalischer Anzeiger«, 1830, Nr. 16: daß Mozart's erste Composition im Jahre 1767 im Stich erschienen sei, ist sonach unrichtig.

1764, 10. April: Abreise Mozart's mit seinem Vater und seiner Schwester von Calais nach England, wo sie bis etwa Mitte 1765 blieben; – 23. April: Ankunft Mozart's mit seinem Vater Leopold und seiner Schwester Marianne in London; – 27. April: Mozart und seine Schwester Mariane spielen vor dem König Georg III. und der Königin Charlotte Sophie, Prinzessin von Mecklenburg-Streliß), zum ersten Male im Buckingham-Hause; – 5. Juni: erstes öffentliches Concert Mozart's in London. Der Erfolg war glänzend.[126]

1765, 18. Jänner: Mozart widmet der Königin von England die sechs Sonaten für Clavier und Violine (Köchel's Katalog, Nr. 10-15), welche in London als Op. 3 im Stiche erschienen sind; – 19. Juli: verläßt Mozart mit seinem Vater und seiner Schwester London, und einige Tage später, am 1. August, England, wo er nahezu 15 Monate verweilt hat.

1767, 13. Mai: erste Aufführung seiner lateinischen Oper: »Apollo et Hyacinthus« zu Salzburg, nach der Aufschrift auf einer 162 Quer-Folioseiten starken Partitur von Mozart's eigener Hand, welche im Jahre 1864 von der Buchhandlung Stargardt in Berlin zum Verkaufe ausgeboten wurde.

1768, 7. December: dirigirt Mozart in Wien persönlich seine erste Messe, die er zur Einweihung des Waisenhauses in Wien componirt hatte. Der Hof wohnte der Aufführung bei. Mozart war damals 13 Jahre alt [v. Köchel, Nr. 49].

1770, 16. Jänner: Concert des 14jährigen Mozart im Saale der philharmonischen Gesellschaft zu Mantua. Ein angesehener Gelehrter zu Verona nannte Mozart, nachdem er ihn gehört, bei dieser Gelegenheit: »Wunderwerk der Natur«; 9. October: an diesem Tage legten der Princeps Academiae philarmonicae und zwei Censoren zu Bologna dem 14jährigen Mozart aus dem Antiphonarium Romanum die Antiphone: »Quaerite primum Dei etc.« zur Composition vor. Mozart brachte sie in einer halben Stunde zu Stande, erhielt von den Stimmgebern lauter weiße Kugeln und wurde nach dem Diplome vom 10. October 1770 von der Academia philarmonica zu Bologna inter Magistros compositores aufgenommen; – 26. December: erste Aufführung seiner Oper »Mitridate« in Mailand, die mehr als 20 Mal hintereinander gegeben wurde Mozart zählte damals 14 Jahre.

1771, 17. October: erste Aufführung in Mailand der im Auftrage der Kaiserin Maria Theresia, zur Vermälung des Erzherzogs Ferdinand mit Maria Beatrix von Modena, componirten theatralischen Serenade: »Ascanio in Alba«. Sie wurde abwechselnd mit einer Oper Hasse's gegeben, der im prophetischen Geiste ausrief: »Der Jüngling wird uns alle vergessen machen«.

1772, 14. März: wird Hieronymus Graf Colloredo zum Erzbischof von Salzburg gewählt; als welcher er am 29. April[127] seinen feierlichen Einzug hielt. Es ist dieser Tag, mit welchem Mozart's Dienste unter diesem rohen leidenschaftlichen Prälaten beginnen, als jener unheilvolle in Mozart's Leben und überhaupt für die ganze Familie anzusehen, dem aller spätere Jammer und Kummer folgte; – 26. December: erste Aufführung zu Mailand der Oper »Lucio Silla«, welche bis 16. Jänner 1773 bereits 17 Mal wiederholt worden.

1775, 13. Jänner: erste Aufführung zu München der Oper »La finta giardiniera«, welche sehr gefiel; – 23. April: erste Aufführung der anläßlich des Aufenthaltes des Erzherzogs Maximilian, jüngsten Sohnes Maria Theresia's, in Salzburg componirten Festoper »Il rè pastore«.

1777, 24. September: Ankunft Mozart's und seiner Mutter in München. Mozart hatte den erzbischöflichen Dienst verlassen und suchte in der Fremde eine entsprechende Stellung; – 30. September: Mozart hat Audienz in München bei dem Churfürsten und erhielt den Bescheid, daß keine Vacatur da sei und er also nichts zu erwarten habe; – 11. October: Mozart verläßt München, nachdem seine Hoffnung, dort zu bleiben, durch die abschlägige Antwort des Churfürsten vereitelt worden.

1778, 17. Jänner: erwähnt Mozart zum ersten Male in einem Briefe an seinen Vater Aloisia's Weber, seiner ersten Liebe und nachmaligen Schwägerin. Sie lebt in manchem seiner Tonwerke – in denen oft der Ausdruck seines Minnens, Sinnens und Ringens hervorbricht – fort. Es war auch bei Mozart, wie schon bei so Vielen: daß er den Marzipan seiner Gefühle in den Mist geworfen hatte; – 23. März: kommt der 21jährige Mozart mit seiner Mutter von Mannheim in Paris an, um sich eine feste Lebensstellung zu suchen; – 3. Juli: stirbt Mozart's Mutter, Anna Maria, geborne Pertl, in Paris in der rue du Gros-Chenet, im Gasthofe »zu den vier Haymonskindern«, im Alter von 57 Jahren; – 25. December: zweiter Besuch Mozart's in München; er kam dahin von seiner Rückreise aus Paris nach Salzburg und blieb dort vom 25. December 1778 bis 14. Jänner 1779.

1780, 8. November: dritter Besuch Mozart's in München; er kam dahin, um dort den »Idomeneo« zu componiren, welche[128] Oper er auch während seines Aufenthaltes daselbst, vom 8. November 1780 bis 12. März 1781, im Hause »zum Sonneneck« vollendete.

1781, 29. Jänner: erste Aufführung des »Idomeneo« auf der Münchener Hofbühne. Dorothea Wendling, die irgendwo fälschlich Geliebte Karl Theodor's, Churfürsten von Baiern, genannt wird, sang die Hauptpartie, die Ilia, Priam's Tochter; ihre Schwester Elisabeth die Elettra; – 24. December: erstes Auftreten Mozart's in Wien bei Hofe. Es fand zugleich mit dem Clavierspieler Clementi statt.

1782, 12. April: erste Aufführung der Oper »Die Entführung aus dem Serail« in Wien, die durch Cabalen immer wieder verschoben, endlich auf ausdrücklichen Befehl des Kaisers Joseph II. stattfand, und im Laufe des Jahres 16 Mal wiederholt wurde. Bemerkenswerth ist es, daß der zweite Act, der am 8. Mai 1782 vollendet war, von Mozart vor dem ersten, erst am 22. August fertig gewordenen, geschrieben ward; – 4. August: vermält sich Mozart in Wien mit Constanze von Weber. Der Heirats-Contract ist vom 3. August 1782 datirt. Seine Freunde nannten diese Heirat – in Analogie mit seiner Oper: »Die Entführung aus dem Serail« – die Entführung aus dem Auge Gottes, weil das Haus so hieß, aus welchem Mozart seine Braut, deren Mutter ihre Einwilligung versagte, sozusagen entführte, denn er führte sie heimlich daraus zu der ihm befreundeten Frau Baronin Waldstätten, wo auch die Hochzeit stattfand.

1783, 29. December: Datum einer von Mozart componirten Fuge für zwei Claviere, welche nachmals Beethoven in Partitur geschrieben.

1784, 10. Juni: an diesem Tage spielt Mozart in einer Akademie bei dem Agenten Ployer in Döblin sein Quintett [von Köchel's them. Katalog Nr. 452], das einzige, das er geschrieben und das von ihm eigenhändig mit dem Datum 30. März 1784 versehen ist. Beethoven's Quintett Nr. 16 ist im Wetteifer mit diesem Mozart'schen entstanden.

1785, 10. Jänner: Datum eines Quartettes [v. Köchel Nr. 464] dessen Rondo Beethoven in Partitur geschrieben; – 12. Februar: Haydn bei Mozart auf Besuch. Haydn that bei Anhörung der an diesem Abende vorgetragenen Quartette den Ausspruch, der[129] weiter unten in der Abtheilung: XIV. Urtheile berühmter Menschen und Zeitgenossen über Mozart mitgetheit wird; – 13. März; erste Aufführung der für Katharina Cavalieri, die Tochter des Währinger Schullehrers Cavalier und Schülerin Salieri's, componirten Cantate: »Davide penitente«, die am 17. März wiederholt wurde; sie fand im Burgtheater für den Pensionsfond der Musikerwitwen in Wien statt; – 8. Juni: An diesem Tage schrieb Mozart die Musik zu Goethe's herrlichem Veilchen: »Ein Veilchen auf der Wiese stand«. Es schuf ein Genius dieß lieblich schöne, anmuth'ge Lied, so innig zart, so weich. Ein zweiter goß die Strophen um in Töne, Lied und Musik sind sich im Zauber gleich; – 1. September: Datum des Dedicationsschreibens, mit welchem Mozart an Haydn sechs Quartette sendet. Zwei Meister seltener Art und ohne Gleichen.

1786, 3. Februar: Laut dem eigenhändigen Mozart-Kataloge wurde an diesem Tage die Oper: »Der Schauspieldirector« vollendet; – 7. Februar: erste Aufführung der Oper: »Der Schauspieldirector«, auf einem in der Orangerie zu Schönbrunn aufgerichteten Theater [vergleiche über diese Oper die Monographie von Rudolph Hirsch: »Mozart's Schauspieldirector« (Leipzig 1859)]; – 29. April: vollendete Mozart die Oper: »Le Nozze di Figaro«; – 1. Mai: erste Aufführung der Oper: »Le Nozze di Figaro« im Burgtheater. Mozart feierte mit diesem Tonwerke einen glänzenden Triumph. Jede Nummer mußte wiederholt werden, so daß die Oper beinahe die doppelte Zeit spielte. Sie wurde im nämlichen Jahre noch 9 Mal gegeben: – 28. Mai: wird als Tag angegeben, an dem Mozart, in den Salon eines Bankiers, der auf der Landstraße wohnte, eingeführt, nachdem die Gesellschaft animirt geworden, den berühmten komischen Canon: »O du eselhafter Martin! o du martinischer Esel!« componirt haben soll. Gottfried Weber und nach ihm Ritter v. Köchel (Nr. 560) erzählt die Entstehungsgeschichte dieses Canons in ganz anderer Weise; – 5. August: Datum der Composition des in der Musikwelt bekannten »Kegelstatt-Trio«, welches Mozart in Wien am angegebenen Tage für Franziska v. Jacquin während des Kegelschiebens niedergeschrieben haben soll; – 27. December: Datum der Composition der Scene mit Rondeau: »Ch'io mi[130] scordi di te«. Auf dem Autograph steht: »Für Mlle Storace und mich«. Die Storace war eine berühmte italienische Sängerin. Das Tonstück sollte die Meisterschaft der Künstlerin, die es sang, und des Meisters, der es begleitete, zeigen. Das Clavier, wie Jahn dieses Tonstück charakterisirt, übernimmt hier an manchen Stellen auf überraschend schöne und ausdrucksvolle Weise die Rolle des liebenden Wesens, mit welchem die Sängerin sich unterhält, indem es ihre Aeußerungen bald herauszufordern, bald zu erwidern scheint.

1787, 26. Mai: Componirt Mozart in Gottfried von Jacquin's Zimmer das leidenschaftlich gehaltene fast dramatische Lied für eine Singstimme: »Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte«, das im Stich bei Breitkopf und Härtl die Aufschrift »Unglückliche Liebe« führt. – 28. Mai: Todestag Leopold Mozart's, des Vaters Wolfgang Amadeus Mozart's; – 14. Juni: Datum der Composition: »Ein musikalischer Spaß«, in welcher Mozart mit künstlerischer Meisterschaft und fast groteskem Humor ungeschickte Componisten und ungeschickte Spieler verspottet. Die Composition ist erst wieder zur Säcularfeier Mozart's im Jahre 1856 unter dem Titel: »Bauern-Symphonie«, »Die Dorfmusikanten«, im Drucke erschienen; – 3. September: Datum eines eigenhändigen in tiefster Wehmuth über den Verlust eines theuren Freundes geschriebenen Tagebuchblattes, das sich im Besitz des Malers Friedrich Amerling in Wien befindet. [Wiener Courier, 1856, Nr. 197.] – 29. October: Erste Aufführung des »Don Juan« in Prag [vergleiche darüber Triester Zeitung 1856, Nr. 22: »Don Giovanni«, von Seff; – Schnellpost für Moden 1837, S. 38, nach diesen Quellen hätte die erste Aufführung in Prag erst am 4. November stattgehabt; vergleiche darüber Mozart's Brief an Jacquin ddo. Prag, 4. November 1787 (Nohl, S. 440)]; – 3. November: An diesem Tage schrieb Mozart in einem Gartenhause bei Prag, in das ihn Madame Duschek eingesperrt hatte, die Scene für Sopran: »Bella mia fiamma«. Mozart hatte dieser seiner Freundin versprochen, eine Concertarie für sie zu componiren, und hatte noch immer nicht Wort gehalten. So griff denn Madame Duschek zu obigem Auskunftsmittel und erklärte, nicht eher zu öffnen, bis das Lied – eines der schönsten Concertlieder [131] Mozart's – fertig sein würde: und es wurde fertig; – 7. December: erhält Mozart die Anstellung als kais. Kammermusikus (Compositor) mit einem jährlichen Gehalt von 800 fl.

1788, 3. Jänner: Mit diesem Datum ist ein von Mozart in Wien componirtes Allegro und Andante für Clavier überschrieben, über welches wenigstens über eine Stelle im zweiten Theile des Andante die allgemeine Musik-Zeitung XV, 585 ausführlicher schreibt; – 7. Mai: erste Aufführung des »Don Juan« in Wien, der erst nach wiederholten Aufführungen, aber dann auch immer gesteigerten Beifall fand. Im selben Jahre wurde die Oper noch 15 Mal gespielt; – fünfthalb Jahre später, am 5. November 1792, wurde »Don Juan« zum ersten Male im Schikaneder'schen Theater gegeben; – 26. Juni: Datum einer von Mozart in Wien componirten Symphonie mit Instrumentalbegleitung, von der Ambros in seiner Schrift: »Grenzen der Musik und Poesie«, S. 123, urtheilt: »Bleibt man auf dem rein musikalischen Standpunkte, so kann gefragt werden, ob die Welt etwas Vollkommeneres besitze, als diese drei Symphonien« (von Köchel, Nr. 543, 550 und 551, die erste ist die obige); – 2. September: Datum der Composition des scherzhaften Canons: »Difficile lectu mihi mars«, das durch deutsche Lesart eine etwas komische Deutung erhält. Ueber den Ursprung dieses Canons wie des zweiten: »O du eselhafter Martin« weichen die Versionen stark ab. Gottfried Weber erzählt die Geschichte in der »Cäcilia«, Heft I, S. 180, und ganz anders ein Ungenannter im »Illustr. Familienbuch des österr. Lloyd«, I. Bd. (1851), S. 74; übrigens findet sich dasselbe Datum auf den Compositionen der zwei folgenden Canone: »Bona nox, bist a rechta Ox« und »Caro, bell' idol mio«.

1789, 12. April; Mozart's Ankunft in Dresden [wo er zwei Tage später schon bei Hof concertirte und wofür er, seinem Biographen zufolge, eine goldene Dose, nach der Dresdener Hofnachricht aber 100 Ducaten erhielt. Auch Mozart spricht in seinem Briefe an seine Frau von einer »Dose«; es ist also dieß ein Zwiespalt, der sich schwer lösen läßt; es wäre denn, daß er eine mit 100 Ducaten gefüllte Dose erhalten habe]; – 29. August: erste Aufführung der»Nozze di Figaro« im kais. Hof-Operntheater.[132] Die Oper wurde im nämlichen Jahre noch 11. Mal wiederholt.

1790, 26. Jänner: erste Aufführung der Oper:»Cosi fan tutte«, am k.k. Hoftheater in Wien in italienischer Sprache. Sie wurde im nämlichen Jahre 10 Mal gegeben, dann liegen gelassen und erst 1794 in deutscher Bearbeitung wieder aufgeführt; – 6. November: vierter und letzter Besuch Mozart's in München, er kam dahin, als er auf seiner Rückreise von Frankfurt a.M. nach Wien begriffen war.

1791, 7. März. Schikaneder's Besuch bei Mozart, der die Entstehung der »Zauberflöte« zur Folge hatte. Die Oper wurde im October desselben Jahres 24 Mal gegeben und hatte bis zum 1. November die für damals fabelhafte Summe von 8443 Gulden eingetragen. Als am 20. November 1793 die Oper zum 83. Male aufgeführt wurde, schrieb Schikaneder aus Spekulation auf den Zettel: Zum 100. Male, was unrichtig war. Ebenso las man auf den Affichen vom 22. Oktober 1795: Zum zweihundertsten Male, indeß es nur das 135. Mal war. Die drei ersten Aufführungen dirigirte Mozart selbst; – 23. Mai: Datum der einzigen Harmonica-Composition Mozart's. Es ist ein »Adagio mit Rondeau«, begleitet von Flöte, Oboe, Viola und Violoncell, und von Mozart für die seit früher Jugend erblindete Marianna Kirchgässer (geboren 1770, gestorben 1808), welche auf der Harmonica eine große Virtuosin war, geschrieben; – 26. Juli: wird Mozart's jüngster Sohn, der wie sein Vater Wolfgang Amadeus heißt, geboren; – 6. September: wurde im ständischen Theater zu Prag zum ersten Male die Oper: »Clemenza di Tito,« gegeben, welche Mozart eigens zur Krönung Kaiser Leopold II. zum Könige von Böhmen geschrieben; sie war in 18 Tagen geschrieben und einstudirt; – 12. September: An diesem Tage schrieb Mozart den Priesterchor: »O Isis und Osiris«, die Papagenolieder und den Priestermarsch zur »Zauberflöte«; – 28. September: An diesem Tage schrieb Mozart die Ouverture zu seiner »Zauberflöte«; – dasselbe Datum trägt auch das von Mozart in Wien für seinen Freund Stadler componirte »Clarinett-Concert«, mit welchem Werke – nach Ausspruch von Musikkennern und Historikern[133] – der Grund zur modernen Clarinett-Virtuosität gelegt wurde; – 30. September: erste Aufführung der »Zauberflöte« (vergleiche oben das Datum des 7. März 1791 und über diese erste Aufführung: Adolph Bäuerle's Theater-Zeitung 1842, Nr. 31, S. 142 und 143: »Zur Geschichte der Zauberflöte«, von Alois Fuchs). Im October wurde sie 24 Mal gegeben; – 5. December: Mozart's Sterbetag; – 14. December: Todtenamt in der Pfarrkirche zu St. Niklas in Prag für Mozart, veranstaltet vom Orchester des Prager National-Theaters, um dem Verstorbenen »unbegrenzte Verehrung und Hochachtung« zu bezeugen.

1792, 5. December. Dieses Datum gibt die erste Auflage des Brockhaus'schen Conversations-Lexikons irrig als Mozart's Todesdatum an.

1794, 7. Februar: große Trauerfeier im Convictsaale der Akademie zu Prag, veranstaltet von den Prager Juristen, um Mozart's Andenken zu ehren; – 12. Mai: erste Aufführung der »Zauberflöte« in Berlin; die Kosten betrugen damals die enorme Summe von 6000 Thalern; 2. October 1802 hundertste, 30. September 1829 zweihundertste, 4. December 1866 dreihundertste Aufführung der Oper ebenda; – 24. Juni: erste Aufführung der Oper »Cosi fan tutte« im Freihause an der Wien, in deutscher Sprache unter dem Titel: »Wie Schule der Liebe«, übersetzt von Giesecke.

1795, 22. October: fälschlich zweihundertste Vorstellung der »Zauberflöte« in Wien (bis dahin wurde sie immer im Schikaneder-Theater gegeben [vergl. das Datum 1791, 7. März]).

1801, 20. Februar: erste Aufführung von Mozart's »Requiem« im Covent-Garden-Theater in London am ersten der von Ashley sen. dirigirten Oratorienabende in der Fastenzeit; – 23. August: erste Aufführung der »Zauberflöte« in Paris unter dem Titel: »Les Mystères d'Isis«. (Morel schrieb das Libretto und ein gewisser Lachnith stoppelte aus »Figaro's Hochzeit«, »Don Juan« und Haydn's Symphonien ein Sammelsurium zusammen, welches er frech genug als seine eigene Composition ausgab; ja er ging so weit, daß er eines Abends während der Aufführung zu Thränen gerührt, ausrief: »Nein, ich will nicht[134] mehr componiren. Darüber hinaus könnte ich doch nicht.« (Schlesische Zeitung (Breslau) 1862, Nr. 131.)

1804, 19. September: wurde im k.k. Kärnthnerthortheater zum ersten Male »Mädchentreue« (Cosi fan tutte) von Mozart gegeben.

1805, 17. September: erste Aufführung des »Don Juan« in der großen Oper in Paris. (Im Jahre 1811 wurde diese Oper dann in der italienischen Oper gespielt und kam in den Jahren 1820, 1829, 1831, 1832, 1834, 1850 immer wieder mit neuer Besetzung auf's Repertoir. Im Jahre 1834 übersetzte sie Castil Blaze ins Französische und sie wurde in der großen Oper von Nourrit, Lafont, Dabadie, Derivis, Mlle. Falcon, Mad. Damoreau und Mad. Gras-Dorus gesungen.)

1806, 27. März: erste Aufführung von Mozart's »Clemenza di Tito« in London im Kings Theater Haymarket zum Benefice von Mad. Billington. (Es wirkten mit: Mad. Billington, Braham (Tenor); bei einer späteren Aufführung, 3. März 1812, sang die Catalani die »Vitellia« und Tramezzani den »Sextus«.)

1807, 8. November: erste Aufführung des »Don Juan« in deutscher Sprache zu Prag. In Prag, von wo aus sich der Ruhm dieser eigens für diese Stadt componirten Oper verbreitete, wurde sie italienisch von 1787 bis 1797 116 Mal, und von 1799 bis 1807, in welchem Jahre die italienische Operngesellschaft aufgelöst worden, 35 Mal wiederholt. Die erste Aufführung in deutscher Sprache erfolgte am 8. November 1807 und wurde dieselbe bis zum Jahre 1825 106 Mal wiederholt. Im letztgenannten Jahre brachte sie Director Stiepanek auf die czechische Bühne, zum ersten Male zum Besten des Armenhauses bei St. Bartholomäus.

1811, 9. Mai: erste Aufführung von Mozart's»Cosi fan tutte« im Kings-Theater zu London. (Es wirkten mit die Radicati, Tramezzani, Naldi, Collini und Mme. Bertinotti); – 6. Juni: erste Aufführung von Mozart's »Il flauto magico« im Kings-Theater in London zu Naldi's Benefice.[135]

1812, 18. Juni: erste Aufführung von Mozart's»Le mariage de Figaro« im Kings-Theater zu London zum Besten des schottischen Spitals. (Es wirkten mit: Mad. Catalani, Sign. Bianchi, Pucitta, Luigia und Mrs. Dickons, und die Herren Naldi, Nighi, Miarteni, Di Giovanni und Fischer.)

1814, 20. Februar: Nach achtundzwanzigjähriger Pause (erste Aufführung 7. Februar 1786) kam Mozart's »Schauspieldirector« im Theater an der Wien wieder zur Aufführung; er wurde in kurzen Zwischenräumen noch 6 Mal, am 8. März 1814 zum letzten Male gegeben. Die Bearbeitung ist eine von der ursprünglichen nicht unwesentlich abweichende.

1816, 18. Jänner: neu in die Scene gesetzte Aufführung der »Zauberflöte« in Berlin, zur Feier des Krönungsfestes.

1817, 12. April: erste Aufführung von Mozart's »Don Giovanni« im Kings-Theater zu London. (Es wirkten mit: Signore Ambrogetti, Mad. Camporese, Miß Hughes, Mad. Fodor, Signor Naldi, Angrisani, Crivelli.)

1827, 24. November: erste Aufführung von Mozart's »Entführung aus dem Serail« im Covent-Theater zu London, in englischer Bearbeitung und die Musik von einem Christ. Kramer, Capellmeister des königl. Musikcorps, gräulich verstümmelt. In italienischer Uebersetzung kam diese Oper zum ersten Male im Her Majesty's Theater im Jahre 1866 zur Aufführung.

1829, 29. October: Sterbetag der Schwester Mozart's Maria Anna.

1836, 19. Juli: gab der herzogl. oldenburgische Hofcapellmeister und königl. dänische Professor August Pott im Rathhaussaale zu Salzburg ein großes Vocal- und Instrumental-Concert, dessen Ertrag zur Errichtung des Mozartdenkmales in Salzburg bestimmt wurde. Es war dies das erste Concert zu dem angedeuteten Zwecke; – im September dieses Jahres erläßt das Museum in Salzburg, mit den Namensunterfertigern Albert Graf Montecuculi, Regierungsrath und Kreishauptmann, Vogel, Landrath, Gayer, Lergetporer Bürgermeister in Salzburg, Franz Edler v. Hilleprandt, Ign. Fr. Edler von Mosel, Neukomm, Aug. Pott und Späth jun., Großhändler[136] in Salzburg, den Aufruf zur Errichtung des Mozartdenkmals.

1841, 5. December: Nach fünfzig Jahren die erste Todtenfeier Mozart's in Wien. An hundert Männer, Künstler und Dichter, versammelten sich um die zehnte Nachtstunde im sogenannten Casino. Löwe leitete das Festmahl mit einem Gedichte: »Mozart's Grab«, von L.A. Frankl, ein; Mozart's Sohn spielte eine Sonate seines Vaters und componirte während des Festes ein Impromptu von Grillparzer, das sogleich gesungen wurde. Staudigl, Tietze u.A. sangen aus Mozart's Werken u.s.w. Diesem ersten Erinnerungsfeste des großen Genius folgten dann ähnliche zu Ehren von Beethoven, Grillparzer, Friedrich List, Oehlenschläger, Bauernfeld, C.E. Ebert u.A.

1842, 6. März: stirbt Constanze, geb. Weber, Mozart's Frau, später vermälte von Nissen; – 4. und 5. September: feierliche Enthüllung des Mozartdenkmals in Salzburg; – 7. September: Mozartfeier in der Minoritenkirche zu Brünn, bei welcher unter Leitung des Domcapellmeisters J. Dworzak das »Requiem« von Mozart zur Aufführung kam.

1844, 29. Juli: stirbt Mozart's jüngster Sohn Wolfgang Amadeus, Grillparzer singt treffend von ihm:


Wovon so Viele einzig leben,

Was Stolz und Wahn so gerne hört,

Des Vaters Name war es eben,

Das deiner Thatkraft Keim zerstört.


1845, 22. Juni: findet das Einweihungs- (erste) Concert des »Hauses Mozart«, das der Mozart-Enthusiast C.A. André in Frankfurt a.M. hatte erbauen lassen. Statt. (Ueber das »Mozart-Haus« siehe Abtheilung XV. Stiftungen zu Ehren Mozart's.)

1849, 22. October: feierliche Aufstellung eines neu aufgefundenen Mozartbildes im Musiksaale des Herrn C.A. André in Frankfurt a, M. (Vergl. über dieses Bild: IX. Mozart's Bildnisse, S. 253, Nr. 2.)

1851, 7. September: Einweihung des Bildes: »Die Familie Mozart im Garten von Versailles«, im Musiksaale des berühmten Musikverlegers André, bei welcher Gelegenheit Fräulein [137] Gräcmann ein Gedicht von Wilhelm Kilzer: »Der Knabe Mozart«, sprach.

1856, 27. Jänner: Mozartfeier in Wien. Erste Säcularfeier zu Ehren des bisher unerreichten Tonheros. Die Akademie – deren Vortragsstücke waren: 1. Ouverture zur Zauberflöte; 2. Priesterchor »O Isis und Osiris« aus derselben Oper; 3. Clavier-Concert inC-moll; 4. Dies irae aus dem Requiem; 5. Symphonie in G-moll; 6. Concertarie mit Violinsolo; 7. Finale aus dem 1. Acte der Oper Don Juan – war von Franz Liszt dirigirt; – 28. Jänner: Aufführung des »Don Juan« auf dem königlichen Hoftheater in Hannover, zum ersten Male mit vollständigem Recitative.

1857, 18. Juni: An diesem Tage trat in Senftenberg eine Lehrer-Conferenz zusammen, bei welcher der bischöfliche Consistorialrath Anton Buchtel einen Antrag stellte, aus welchem die Senftenberger Requiem- und die Geiersberger Messenstiftung für W.A. Mozart hervorging. Näheres über Idee und die Errichrichtungsurkunde dieser Stiftung theilt die Neue Wiener Musik-Zeitung 1857, Nr. 42, mit.

1858, 28. August: Nach 44jähriger Pause (seit 1814) kommt die Oper: »Der Schauspieldirector«, im k.k. Hofoperntheater wieder aufs Repertoir. Das völlig umgearbeitete Libretto ist aus der Feder des bekannten Hofrathes Louis Schneider in Berlin. Diese Umarbeitung ist, gelinde gesagt, ein ungerathener Wechselbalg; – 31. October: stirbt zu Mailand Mozart's ältester Sohn Karl, als kleiner Beamter in Pension.

1859, 6. December: fand die feierliche Enthüllung des von der Commune Wiens errichteten Mozartdenkmals auf dem St. Marxer Friedhofe Statt. (Ueber das Denkmal siehe: XI. Denkmäler und Erinnerungszeichen, Mozart zu Ehren errichtet.)

1868, 15. April: erste Aufführung von Mozart's »Gans von Kairo« (l'oca del Cairo) – nicht im Hof-Opern- sondern im Carl-Theater zu Wien Statt.

Quelle:
Mozart-Buch. Von Constantin von Wurzbach, Wien 1869, S. 124-138.
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Schau-Platz der Betrieger. Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln

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Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.

310 Seiten, 17.80 Euro

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Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

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