Schiedling (Alburnus mento)

[287] Der Schiedling, auch Seelaube und Mairenke genannt (Alburnus mento und mentoides, Aspius und Leuciscus mento), übertrifft den Uckelei an Größe; seine Länge beträgt funfzehn bis achtzehn, ausnahmsweise selbst zwanzig bis fünfundzwanzig Centimeter. Der Leib ist gestreckt, seitlich wenig zusammengedrückt, die Mundöffnung nach oben gerichtet, das verdickte Kinn vorragend. Kopf und Rücken sehen dunkelgrün aus und schimmern stahlblau, die Seiten und die Unterseite glänzend silberfarben; Rücken- und Schwanzflosse sind schwärzlich gesäumt. Erstere spannen drei und acht, die Brustflosse ein und funfzehn, die Bauchflosse zwei und acht bis neun, die Afterflosse drei und vierzehn bis sechzehn, die Schwanzflosse neunzehn Strahlen.

[287] Von den bayrischen Seen verbreitet sich der Schiedling weit über das östliche Europa, bewohnt beispielsweise verschiedene Flüsse der Krim. In den stehenden Gewässern des Salzkammergutes ist er sehr häufig, gelangt jedoch von ihnen aus selten in die größeren Flüsse, wogegen er in deren Zuflüssen sich gern aufzuhalten pflegt. Klares, kaltes Wasser mit steinigtem Grunde sagt ihm besonders zu. Hier steht er, laut Heckel und Kner, gegen den Strom gerichtet, lange Zeit still, gleich einer Forelle, und schießt dann plötzlich mit erstaunlicher Schnelligkeit weiter. Während der Laichzeit, welche in die Monate Mai und Juni fällt, bildet sich auf der Haut des männlichen Schiedlings ein ähnlicher Ausschlag, wie er bei anderen Karpfen zum Vorscheine kommt. Roggener und Milchner sammeln sich, um zu laichen, in seichtem Wasser mit steinigtem Grunde, stellen sich dicht an einander senkrecht auf die Köpfe, entledigen sich, mit den Schwänzen schlagend, des Roggens und der Milch und verlassen hierauf den Platz, welchen sodann ein zweiter und dritter Schwarm einnimmt, um dasselbe Geschäft zu vollziehen. Während der Begattung sind sie, wie die meisten übrigen Verwandten, auch weit unvorsichtiger als sonst und werden dann in zahlreicher Menge gefangen; da sie sich aber nur in solchen Gegenden vorfinden, welche ohnehin reich an geschätzten Fischen, achtet sie niemand.


*


Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 287-288.
Lizenz:
Kategorien: