[153] Der schon den Alten unter dem Namen Atherina bekannte Aehrenfisch (Atherina hepsetus, minuta und marmorata) erreicht nicht über funfzehn Centimeter an Länge, ist eigenthümlich durchscheinend, oberseits hell gelblichbraun, schwarz getüpfelt, unterseits weißröthlich, schwach silbern glänzend, der schimmernde Silberstreifen, welcher die fünfte Schuppenreihe gänzlich und die Hälfte der vierten und sechsten Reihe einnimmt, oberseits blau gesäumt. Acht bis neun Strahlen spannen die in der Mitte des Leibes stehende erste, zwölf bis dreizehn die der Afterflosse gegenüber sich erhebende Rücken-, sechzehn die Brust-, elf die After-, siebzehn die Schwanzflosse.
[153] Die Lebensweise sämmtlicher Aehrenfische stimmt in allen Hauptzügen so vollständig überein, daß eine Schilderung der Lebensgeschichte des Aehrenfisches auch eine solche der ganzen Unterfamilie ist und umgekehrt das von allen Arten bekannte auf eine bezogen werden kann. Alle genauer durchforschten Meere beherbergen diese Fische, das Atlantische Weltmeer, Mittelländische, Schwarze und Kaspische Meer die beschriebene Art in unschätzbarer Menge; an allen Küsten, in allen Buchten, Häfen und Meersümpfen treten sie in zahllosen Scharen auf. Niemals sieht man sie einzeln, vielmehr stets in dichten Schwärmen, welche arweite Strecken buchstäblich erfüllen. Milliarden von ihnen werden Menschen, Möven und anderen Seefliegern, Enten, Tauchern und Raubfischen zur Beute. Sie treten so häufig auf, daß die Alten glaubten, sie entstünden ohne Zeugung, daß man sie den Schweinen füttert oder ihre vor kurzem den Eiern entschlüpften Jungen, welche ebenfalls bereits schwärmen, einfach aus dem Wasser schöpft und zu einem besonderen, in den Mittelmeerländern äußerst beliebten Gerichte zubereitet.
Erwachsen dienen sie als die am leichtesten zu beschaffenden Köder zum Fange anderer Fische, nicht minder aber auch, gesotten oder eingesalzen und in Büchsen eingelegt, zur Nahrung der Küstenbewohner; denn man betrachtet sie als vortreffliche Speise. »Sie sollen«, sagt unser alter Freund Geßner, »ein zimlich gut trocken Fleisch haben, gesund, lieblich zu essen. Etliche loben diese Fischlein den Krancken darzustellen, als sie leichtlich verdäuwt werden vnd keine Bläst gebären.« Nur die arabischen Fischer des Rothen Meeres verachten sie gänzlich.