Malarmat (Peristethus cataphractum)

[65] Als Vertreter dieser Sippe gilt der Malarmat oder Panzerfisch (Peristethus cataphractum, Trigla cataphracta, hamata und chabrontera, Peristedion cataphractum, chabrontera und Malarmat), ein Thier, welches seinen Namen mit vollstem Rechte verdient, da [65] es als der am besten geschützte aller Fische der europäischen Meere angesehen werden kann. Der Leib ist gestreckt, im Querschnitte fast regelrecht achteckig; die obere Kinnlade steht über die untere vor, und der Mund öffnet sich halbkreisförmig unter der Gabel; von der unteren Kinnlade hängen mehrere Bartfäden herab, von denen einer gleichsam zum Aste wird, an welchem sich Zweige ansetzen. Die Panzerung besteht aus Schildern, welche in acht Reihen geordnet sind und zu acht gekämmten Kielen sich erheben. In der ersten Rückenflosse stehen sieben dünne und biegsame Strahlen, welche sich als Borsten über die Haut fortsetzen; in der zweiten zählt man siebzehn oder achtzehn, in den mittellangen Brustflossen, vor denen zwei freie Stachelstrahlen stehen, zehn, in den Bauchflossen einen und fünf, in der Afterflosse achtzehn, in der Schwanzflosse elf Strahlen. Die Färbung der Oberseite ist ein prachtvolles Roth, welches auf den Seiten ins Goldige, auf dem Bauche ins Silberfarbige übergeht; die Bauchflossen sind roth, die Rückenflossen bräunlichviolett, die Bauch- und Afterflossen weiß. Die Länge beträgt etwa dreißig Centimeter.

Im Mittelländischen Meere gehört der Panzerfisch hier und da nicht zu den Seltenheiten: so kommt er namentlich an den Küsten der Provence und Süditaliens regelmäßig vor, wird auch im Adriatischen Meerbusen, ebenso im südlichen Atlantischen Weltmeere gefunden und verirrt sich zuweilen nordwärts bis an die Küsten Englands. Ueber seine Lebensweise theilt bloß Risso einiges mit. Der sonderbare Fisch hält sich stets in der Tiefe auf und nähert sich der Küste nur, um zu laichen, was um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche geschieht. Abweichend von seinen Familienverwandten soll er einsam leben, aber mit erstaunlicher Schnelligkeit schwimmen, so schnell, daß er sich durch Anrennen an den Felsen nicht selten seine Gabelschnauze zerstößt. Seine Nahrung besteht vorzugsweise in schalenlosen Weichthieren und in Quallen.

Die Alten scheinen den Panzerfisch nicht gekannt zu haben, weil sie seiner sonst sicher Erwähnung gethan haben würden; sehen ja doch die weit weniger als jene auf die Natur und ihre Erzeugnisse achtenden Anwohner des Mittelmeeres heutigen Tages in ihm eine Merkwürdigkeit, welche sie sich, getrocknet oder sonst zubereitet, aufbewahren. An den Küsten von Spanien und der Provence soll man den Panzerfisch das ganze Jahr über fischen und seines ausgezeichneten Fleisches wegen hoch in Ehren halten. Die Zubereitung ist aus dem Grunde eine eigenthümliche, weil der Panzer jedem Küchenmesser Widerstand leistet; unser Malarmat wird deshalb, wenn er gekocht werden soll, erst gebrüht und dann geschuppt oder, wenn er gebraten werden soll, durch die Mundöffnung ausgeweidet, mit Butter wieder ausgefüllt und nunmehr in die Pfanne gelegt und gebraten, bis sich die Schuppen lösen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 65-66.
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