Oelfisch (Comephorus baikalensis)

[139] Eine in mancher Beziehung an die Makrelen erinnernde, durch ihr weiches Geripp, die Anzahl der Wirbel, acht Brust- und fünfunddreißig Schwanzwirbel abweichende Art unserer Ordnung, der Oelfisch (Comephorus baikalensis, Callionymus baikalensis), ist von Günther zum Vertreter einer besonderen gleichnamigen Familie (Comephoridae) erhoben worden. Im allgemeinen den Spinnenfischen ähnlich, unterscheidet er sich durch den seitlich zusammengedrückten Leib, den großen, weit rachigen Kopf mit breiter, platter Schnauze, die Verlängerung mehrerer Strahlen der zweiten Rückenflosse, die sehr großen Brustflossen, das Fehlen der Bauchflossen und die gegabelte Schwanzflosse. Die Anzahl der Strahlen beträgt in der ersten Rückenflosse acht, in der zweiten achtundzwanzig, von denen funfzehn in lange, haarförmige Fäden sich ausziehen, in den Brustflossen dreizehn, in der Afterflosse zweiunddreißig, in der Schwanzflosse dreizehn Strahlen. Der oben und an den Seiten platte Kopf trägt in der Schläfengegend zwei Höckerchen. Das Gebiß besteht aus kleinen, spitzigen Hakenzähnen, welche in den Kiefern auf dem Pflugschar- und Gaumenbeine wurzeln. Die Kiemenhaut hat sechs Strahlen. Die Färbung ist ein eintöniges schmutziges Grün; die Länge beträgt etwa dreißig Centimeter.

Der Oelfisch bewohnt, so viel bis jetzt bekannt, einzig und allein den Baikalsee, hält sich im Winter an dessen tiefsten Stellen auf, nähert sich im Sommer jedoch massenhaft der Küste, um zu laichen. Er schwimmt mit außerordentlicher Schnelligkeit, ist auch, vermöge seiner großen Brustflossen, im Stande, bedeutende Sprünge über die Oberfläche des Wassers auszuführen, so daß er in mancher Hinsicht den Fliegfischen ähnelt. Trotzdem vermag er nicht, bei heftigen Stürmen dem Andrange der Wogen zu widerstehen, wird vielmehr während jedes derartigen Unwetters in zahlreicher Menge an den Strand geschleudert und hier von den Anwohnern begierig aufgesammelt, weil man seinen mit öligem Fette förmlich durchzogenen Körper gleichsam als Oelfrucht ansieht, das heißt einfach preßt, um das Oel zu gewinnen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 139.
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