Seefledermaus (Malthe vespertilio)

[131] Bei der Seefledermaus (Malthe vespertilio, Malthea vespertilio, nasuta, notata, angusta und truncata) ist das Maul verhältnismäßig klein, der Armtheil der Brustflossen aber länger als bei den Seeteufeln und steht über jedem Nasenloche ein hornartiges Knöpfchen. Die Färbung der Oberseite ist ein hübsches Hellgraubraun, die der Unterseite hellroth. In der Rückenflosse befinden sich vier, in der Schwanzflosse neun, in der Afterflosse vier Strahlen.


Seefledermaus (Malthe vespertilio). 1/4 natürl. Größe.
Seefledermaus (Malthe vespertilio). 1/4 natürl. Größe.

Da über die Lebensweise der verschiedenen Gelenkflosser eingehende Beobachtungen bis jetzt noch nicht angestellt worden sind, müssen wir uns an den Angler halten, wenn wir ein Bild derselben gewinnen wollen. Alle europäischen Meere beherbergen ihn, besonders häufig das Mittelländische und Atlantische Meer; auch an den Küsten Großbritanniens ist er nicht gerade selten, in den Häfen von Portsmouth und Southampton zuweilen gemein, den dortigen Fischern wohl bekannt. Wie Geßner beschrieben, hält er sich auch auf dem schlammigen Grunde des Meeres auf, wühlt sich [131] hier mit Hülfe seiner Brustflossen in den Schlamm und lauert auf Beute. Naht ihm irgend ein Raubfisch, so bewegt er die Fangfäden in verschiedenen Richtungen, lockt dadurch seine Beute heran, stürzt hervor und begräbt sie in seinem weiten Schlunde. Hinsichtlich der Beute macht er keinen Unterschied, ebensowenig was die Größe als was die Art anlangt. Ein Fischer, welcher einen Schellfisch geangelt hatte und denselben emporzog, fühlte, wie Couch mittheilt, plötzlich, daß sich das Gewicht desselben vermehrte, und erkannte die Ursache in einem Angler, welcher den ganzen Schellfisch verschlungen hatte, auch erst durch mehrere heftige Schläge auf den Kopf veranlaßt werden konnte, die Beute loszulassen. Bei einer anderen Gelegenheit packte ein Angler einen Meeraal, welcher eben angebissen hatte; dieser aber versuchte noch, nachdem er in dem ungeheueren Rachen eingeschlossen war, zu entrinnen und zwischen den Kiemenblättern durch zu entkommen, hatte sich auch schon halb durchgewühlt, als beide emporgezogen wurden. Andere Fischer erzählten Couch, daß der Angler zuweilen Korkballen, wie sie an den Netzen befestigt werden, verschlinge und dann mit den Netzen emporgehoben werde. Noch wenn er sich im Netze eingeschlossen sieht, bethätigt dieser gewaltige Fresser seinen Heißhunger, indem er mehrere von seinen Mitgefangenen, namentlich Flunder, hinabwürgt. Und wenn ihm auch sonst die Fischer gern das Leben schenken, weil sie sein Fleisch doch nicht benutzen und ihn als Vertilger des Hundshaies ansehen: unter solchen Umständen findet er keine Gnade, sondern wird aufgeschnitten und der Inhalt seines Magens wieder herausgenommen. Rücksichtlich der Fortpflanzung wissen wir nur, daß er viele Eier legt, welche mit einer harten Hülle umgeben sind; gleichwohl soll seine Vermehrung nicht bedeutend sein, weil diese Eier in Klumpen gelegt und von anderen Fischen verzehrt werden.

Im Norden macht man, wie bemerkt, keinen Gebrauch von gefangenen Fischen dieser Art; am Mittelmeere hingegen wird das Fleisch wenigstens von ärmeren Leuten gegessen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 131-132.
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