Achtzehnte Familie: Schleimfische (Blenniidae)

[132] Die Familie der Schleimfische (Blenniidae) führt ihren Namen insofern mit vollstem Rechte, als die meisten ihrer Mitglieder eine nackte oder mit sehr kleinen, runden Schuppen besetzte, schleimige Haut haben. Der Leib ist gestreckt, seitlich zusammengedrückt, der Kopf groß und etwas plump. Die Bauchflossen stehen an der Kehle und werden nur aus zwei oder drei biegsamen Strahlen zusammengesetzt; die Rückenflossen sind, obschon ein vorderer und hinterer Theil noch erkennbar, zu einer verschmolzen, ihre Strahlen ebenfalls weich und biegsam, Brust-, After-und Schwanzflosse gewöhnlich groß und kräftig. Das Gebiß besteht aus langen, dicht neben einander stehenden Zähnen, welche eine einzige, sehr regelmäßige Reihe in jeder Kinnlade bilden. Vor den Augen, zuweilen auch an den Nasenlöchern oder an den Backen, erheben sich verschieden gestaltete Fühlfäden. Es sind sechs Kiemenstrahlen vorhanden. Blinddärme und Schwimmblase fehlen. Beide Geschlechter unterscheiden sich gewöhnlich ziemlich auffällig, die Männchen von den Weibchen namentlich dadurch, daß sie am Ausgange der Samengänge mehr oder weniger hohe Kämme oder einen Haufen von Warzen haben.

Auch die Schleimfische gehören fast ausschließlich dem Meere an; wenige Arten nur finden sich gleichzeitig in ihm und in süßen Gewässern. Etwa dreißig Sippen und mehr als zweihundert Arten bevölkern die Meeresküsten aller Erdgürtel, und einzelne von ihnen erlangen für den Fischfang eine gewisse Bedeutung. Sie sind tüchtige Raubfische, mehrere Arten auch sehr boshafte, bissige und deshalb von den Fischern gefürchtete Thiere. Ihre Nahrung besteht aus anderen Fischen und allerlei wirbellosen Seethieren, namentlich Würmern und Muscheln.

Nicht alle, aber doch mehrere Schleimfische, bringen lebende Junge zur Welt; andere widmen den Eiern, indem sie ein Nest bereiten, besondere Pflege. Bei jenen muß also nothwendigerweise eine innerliche Befruchtung der Eier, vielleicht eine Begattung stattfinden, und wahrscheinlich dienen hierzu jene Anhängsel am Ende der Samengänge. Die Art und Weise der Begattung kennt [132] man übrigens noch nicht, insbesondere so weit es sich um das Benehmen der weiblichen Fische handelt. Auch hat die Ansicht einiger Naturforscher manches für sich, daß die weiblichen Schleimfische ebenso befruchtet werden wie die Salamander, indem nämlich das Männchen seinen Samen ins Wasser abgibt und derselbe von den weiblichen Geschlechtswerkzeugen aufgesaugt wird. Die Vermehrung ist verhältnismäßig sehr bedeutend: man hat in einzelnen Weibchen bis dreihundert Junge gefunden. Andere Arten laichen in gewöhnlicher Weise; aber auch sie bekunden äußerlich durch erhöhte Färbung, daß die Fortpflanzungszeit erheblichen Einfluß auf sie ausübt.

Im übrigen erinnern die Schleimfische an die Grundeln und Scheibenbäuche. Ihre Lebensweise ist mehr oder weniger dieselbe. Auch sie halten sich in kleinen Trupps auf felsigem oder steinigem Grunde auf, können ohne Schaden während der Ebbe auf dem Trocknen bleiben, verstecken sich gern im Geklüfte und schießen von diesem aus plötzlich nach der Beute hervor usw. Die größeren Arten, deren Fleisch weiß und angenehm ist, werden gefangen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 132-133.
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