Riemenfisch (Regalecus Banksii)

[140] Man gab ihm den Namen Riemenfisch, weil man ihn mit einem Ruder verglich. Am 18. März 1796 fanden Weiber einen zweiten Fisch derselben Art von reichlich vier Meter Länge, dreißig Centimeter Höhe und acht Centimeter Dicke. Von dieser Zeit an ist es wiederholt vorgekommen, daß Riemenfische an das Land geworfen wurden, unter anderen auch solche von fast sechs Meter Länge; doch konnte nicht festgestellt werden, ob alle zu der genannten Art gehörten. Bei ihr (Regalecus Banksii, Gymnetrus Hawkenii) beträgt die Länge des Kopfes ein Sechzehntel, die Höhe des Leibes ein Dreizehntel der Gesammtlänge. Die Schnauze ist abgestutzt, das zahnlose Maul senkrecht gespalten, der Oberkiefer verschiebbar. Das große, seitlich vorn und oben stehende Auge nimmt nicht weniger als ein Sechstel der Kopflänge ein. Längs des Bauches verläuft ein häutiger Saum. In der Rückenflosse, welche sich über den ganzen Leib erstreckt, erheben sich zwölf bis funfzehn Strahlen über die übrigen, zweihundertvierundsechzig bis zweihundertundneunzig an [140] der Zahl, biegen sich gegen das Ende hin etwas nach rückwärts und verbreitern sich hier theilweise bis zur doppelten Dicke; einige von ihnen werden durch die Haut bis gegen die Spitze hin verbunden, die übrigen sind frei, während die niederen Strahlen sämmtlich eine gleichmäßig hohe Flosse stützen; in der Brustflosse zählt man elf, in der Bauchflosse nur einen einzigen, sehr langen und spitzigen Strahl. Den Leib bekleiden zahlreiche knochige Schildchen, deren größte auf vier, längs der Leibesseiten verlaufenden, eckig vortretenden Kanten sich finden, wogegen die übrigen unregelmäßig angeordnet sind. Die Färbung ist ein zartes Weiß mit silbernem Glanze; die Zeichnung besteht aus unterbrochenen Bändern von dunkler Farbe. Die Flossen sehen orangegelb aus.

Ueber die Lebensweise konnte selbstverständlich nichts beobachtet werden. Von verwandten Arten, welche im Mittelmeere leben, sagt man, daß sie sich lebhaft bewegen und außerhalb des Wassers längere Zeit leben können. Die Schriftsteller, welche über die Fische des Mittelmeeres berichten, können ihre Schönheit nicht genügend schildern. Sie erscheinen, wenn sie sich bei ruhigem Wasser den Küsten nähern, wie mit rothen Fransen oder mit Edelsteinen besetzte Silberbänder, welche sich auf mannigfaltige Art durch die Wellen schlängeln. Ihr Fleisch soll schlecht schmecken und ungemein rasch verderben, ihnen deshalb auch nirgends nachgestellt werden.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 140-141.
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