Mattgezeichnete Eule (Hadena infesta)

[406] Die lederbraune, bisweilen etwas grau angeflogene Queckeneule (Hadena basilinea) hat am Vorderrande und im Mittelfelde mehr rostbraune Vorderflügel. Ring- und Nierenfleck sind [406] groß, dieser heller, besonders saumwärts. Aus der Mitte der Flügelwurzel geht ein schwarzer Strahl aus, sie hat eine »Linie an der Basis« (basilinea). Die beiden Querstreifen, an den zugekehrten Seiten dunkler eingefaßt, die Wellenlinie, der Zapfenfleck, sie alle sind deutlich zu erkennen. Kleine schwarze Mondfleckchen zwischen den Rippen bilden die Saumlinie, zwei dunkle andere ein Band über den wellenrandigen Fransen. Die glänzend gelbbraunen, saumwärts und auf den Rippen dunkleren Hinterflügel entsenden ihre siebente Rippe aus der vorderen Ecke der Mittelzelle. Die Augen sind nackt und unbewimpert, die Zunge ist stark und die Taster enden mit einem kurzen, geneigten Gliede. Am Vorder- und Hinterrande des Mittelrückens stehen je zwei Haarbüschelchen empor, zwei getheilte Schöpfe bildend, ungetheilte und dunklere auf dem Rücken des dritten und vierten Hinterleibsgliedes. Die Flügelspannung beträgt 39 Millimeter. Nach der Paarung legt das Weibchen mehrere Eier an Grasstengel und Blätter, von welchen sich die Raupe später ernährt, dieselben bei Nacht von oben an abfressend, während sie sich am Tage unten verborgen hält. Diese Gräser können auch die angebauten Getreidearten Roggen und Weizen sein. Für diesen Fall fressen sie sich in die noch weichen Körner ein. So lange es ihnen der Raum gestattet, verbergen sie sich in der Aehre und sind schwer zu finden, weil ihre Farbe zur Zeit kaum von der Umgebung abweicht. Die Raupen, welche manchmal in großer Menge vorkommen, hat man, nachdem sie aus dem Getreide beim Einfahren desselben herausgefallen waren, an den Hauswänden der Straßen sitzen sehen, durch welche die Erntewägen gefahren sind, ebenso an den Gewänden und auf dem Boden der Scheunen. Sie haben sich mit Weißbrod, nach der Ueberwinterung mit junger Saat und Gras füttern lassen. Wenn man sie nicht stört, würden die in den Garben verbliebenen an den Körnern weiter fressen, bis sie in winterliche Erstarrung verfallen, im Frühjahre das Geschäft fortsetzen, einzelne wohl auch das Gras im Freien aufsuchen und sich anfangs Mai verpuppen.


1 Orion (Moma Orion) nebst Raupe. 2 Queckeneule (Hadena basilinea) nebst Raupen. Natürliche Größe.
1 Orion (Moma Orion) nebst Raupe. 2 Queckeneule (Hadena basilinea) nebst Raupen. Natürliche Größe.

Die erwachsene Raupe erscheint nach hinten etwas verengt und in bleich graubrauner, wenig glänzender Grundfarbe, die Rückenhälfte durch unregelmäßige Aderung schwärzlich, durch eine weißliche Mittellinie getheilt, dreimal weiß durchschnitten auf dem glänzend rothbraunen Nackenschilde und der rothen Afterklappe. Eine Reihe dunkler Fleckchen hinter den Luftlöchern, eine zweite über den Fußwurzeln unterscheidet man noch außerdem an der lichten Bauchhälfte. Die gedrungene, gelblichbraune Puppe endet in eine unebene Warze, welche sechs etwas gekrümmte Borsten bewehren, zwei stärkere neben einander inmitten der vier anderen. – In ihrer Lebensweise stimmt hiermit eine zweite, der eben beschriebenen Raupe sehr ähnliche überein, aus welcher sich die mattgezeichnete Eule (Hadena infesta) entwickelt. Wenn das Getreide gemäht wird, hat sie die Größe von 15 Millimeter erlangt, fällt, um einer anderen Art zu gedenken, wie sich dergleichen Raupen zu helfen wissen, aus den Aehren, verbirgt sich unter dem liegenden Getreide, unter Erdschollen usw. und sucht Gras zur weiteren Ernährung auf, wenn sie sich nicht mit einernten läßt. Bis Mitte Oktober, oder bei günstiger Witterung noch länger, frißt sie und überwintert fast erwachsen. Im nächsten [407] Frühlinge ernährt sie sich noch ein paar Wochen in derselben Weise von Gras und verwandelt sich Ende April oder im Mai in eine hellbraune, schlanke und lebhafte Puppe, welche in zwei auswärts gebogene Dornen endigt, die von einigen Borsten umgeben sind. Die gelbgrauen, bräunlich gewölkten Vorderflügel der Eule zeigen am Ende der Wellenlinie eine scharfe (Mattgezeichnete Eule (Hadena infesta)) Zeichnung und nach außen bis zum Saume einen schwärzlichen Anflug. Auf den weißlichen Hinterflügeln setzen sich eine Saumbinde und ein Bogenstreifen grau ab. Mittelleibsrücken und vordere Hinterleibsringe tragen schwache Schöpfe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 406-408.
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