Vierpunktiger Sackkäfer (Clythra quadripunctata)

[182] Mit der Gattung der Säge- oder Sackkäfer (Clythra), welche man neuerdings in vierzig Untergattungen zerlegt hat, und deren über zweihundertundfunfzig Arten fast nur auf die Alte Welt sich beschränken, gehen wir zu einem anderen Formenkreise über, zu mehr geschlossenen, walzigen Kerfen, deren Halsschild am Hinterrande mit der Wurzel der gleichlaufenden Flügeldecken ganz oder fast ganz in der Breite übereinstimmt. Bei der genannten Gattung steht der Kopf senkrecht oder schräg, ist bis zu den Augen in das Halsschild eingelassen, und die meist gesägten kurzen Fühler lenken sich unter jenen ein und stehen infolge der breiten Stirn weit aus einander. Die Kinnbacken enden in drei Zähne, und die hornige Zunge ist vorn gerundet oder gestutzt. Bei vielen verlängern sich die Vorderbeine, besonders im männlichen Geschlechte, außerordentlich, haben aber, wie die anderen, ungespaltene Klauen. Das erste Hinterleibsglied umfaßt seitlich das Hüftblatt der Hinterbrust, und das letzte erreicht die Länge jenes oder übertrifft sie noch. – Der vierpunktige Sackkäfer (Clythra quadripunctata) ist glänzend schwarz, unten fein grau behaart, auf jeder der gelbrothen, glänzenden Flügeldecken mit zwei schwarzen Flecken gezeichnet, einem kleineren an der Schulterbeule, einem größeren hinter der Mitte, bindenartig über beide Flügeldecken gelegt; die Vorderbeine zeichnen sich nicht durch bedeutendere Länge vor den anderen aus. Das Männchen unterscheidet sich vielmehr durch eine mondförmige Grube auf dem letzten Bauchringe vom Weibchen, welches hier nur eine Längsfurche zeigt. Der Käfer ist im Sommer gemein an Gras, Gebüsch, besonders Weiden, und entwickelt sich in Jahresfrist aus einer Larve, die unsere Abbildung vorführt und die in einem schwarzen Futterale steckt, dessen Umrisse der Querschnitt gleichfalls verdeutlicht. Sie fertigt dasselbe aus ihren Exkrementen, spinnt es oben zu und irgendwo an zum Ueberwintern, sodann nochmals, wenn sie sich verpuppen will. Am dickeren Unterende kommt nach wenigen Wochen der Käfer aus demselben hervor, indem er den Boden heraus arbeitet, wozu bei der Bröckeligkeit des Gebäudes wenig Kraftaufwand nöthig ist. Man hat die Larve öfters in Ameisenhaufen (bei Formica rufa) gefunden. –


Vierpunktiger Sackkäfer (Clythra quadripunctata), natürl. Größe und seine vergrößerte Larve im längsdurchschnittenen Gehäuse.
Vierpunktiger Sackkäfer (Clythra quadripunctata), natürl. Größe und seine vergrößerte Larve im längsdurchschnittenen Gehäuse.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 182.
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