Kleiner Pappel-Blattkäfer (Lina tremulae)

[183] Der große Pappel-Blattkäfer (Lina populi) ist schwarz, grün oder blau schillernd, das Halsschild seitlich sanft gerundet und schwach wulstig verdickt, die äußerste Spitze der rothen, nach dem Tode stark verbleichenden Flügeldecken schwarz. Bei dem etwas kleineren, ebenso gefärbten kleinen Pappel-Blattkäfer (Lina tremulae, a) ist das Halsschild seitlich gerade, nach vorn unmerklich verengt, neben dem Rande mit grob punktirter Furche versehen, wodurch dieser stark wulstig erscheint, und den Flügeldecken fehlt das schwarze Spitzchen. Beide Arten kommen aus Weiden- und Pappelgebüsch, besonders den jungen Zitterpappeln, häufig neben einander vor und erscheinen daselbst nach ihrem Winter schlafe, sobald die Blätter zu grünen beginnen. Die Paarung erfolgt, und das Weibchen legt die röthlichen Eier neben einander, meist an die Unterseite der Blätter, ungefähr zehn an ein Blatt, und wiederholt dies Geschäft an noch zehn und mehr anderen. Nach acht bis zwölf Tagen, je nach der wärmeren oder rauheren Witterung, kommen die Larven aus denselben hervor und sind vom Mai an zu bemerken, besonders durch die Durchlöcherung der Blätter.


a Kleiner Pappelblattkäfer (Lina tremulae), b seine Larve, c seine Puppe in der Vorder-, d in der Rückenansicht; alle vergrößert. e Zweig mit Fraßspuren und Larven, natürl. Größe.
a Kleiner Pappelblattkäfer (Lina tremulae), b seine Larve, c seine Puppe in der Vorder-, d in der Rückenansicht; alle vergrößert. e Zweig mit Fraßspuren und Larven, natürl. Größe.

Nach mehrmaligen Häutungen erlangen sie ihre volle Größe. Die Gestalt ergibt die Abbildung (b), die Farbe ist ein schmutziges Weiß mit schwarzem Anfluge; der Rücken der beiden hinteren Brustringe bleibt reiner weiß, Kopf, Halsschild, die Beine, mehrere Punktreihen hinter ihnen sowie die stark behaarten Warzen in den Körperseiten entschiedener und glänzend schwarz. Der sechs Augen jederseits des Kopfes möge auch gedacht werden, da sie unsere Abbildung nicht erkennen läßt. Die Larve der größeren Art trägt sich ähnlich, hat aber einen etwas breiteren Hinterleib. Beim Anfassen lassen sie ein Tröpfchen milchige und übelriechende Flüssigkeit aus den Wärzchen hervortreten, die auch [183] wieder zurückgeht, wenn sie nicht mit einem anderen Gegenstande in Berührung kommt. Die erwachsene Larve heftet sich mit ihrer Leibesspitze an ein Blatt, streift die letzte Haut ab und wird zur schmutzigweißen, auf dem Rücken schwarzfleckigen Puppe, welche am größten Theil ihres Hinterleibes von der zurückgestreiften Larvenhaut umschlossen ist (d). Schon nach sechs bis zehn Tagen kommt der Käfer aus ihr zum Vorscheine, anfangs matt gefärbt und sehr weich, und erst dann vollkommen, wenn alle Theile zur Genüge ausgetrocknet sind; er frißt keine Löcher, sondern verzehrt die Blätter, mit Ausschluß der dicksten Rippen, vollständig. Die Umstände, daß die Larven vom Mai bis in den August anzutreffen, daß im Sommer Larven, Puppen und Käfer gleichzeitig vorhanden sind, und daß die Entwickelung der einzelnen Stände bei nicht zu ungünstigem Wetter ziemlich rasch von statten geht – man beobachtete von am 2. August gelegten Eiern am 13. September die Käfer –, scheinen dafür zu sprechen, daß zwei Bruten im Jahre zu Stande kommen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 183-184.
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