Eichen-Erdfloh (Haltica crucae)

[189] Der Eichenerdfloh (Haltica crucae, Fig. 4) ist dem vorigen außerordentlich ähnlich und häufig mit ihm verwechselt worden; er unterscheidet sich von ihm hauptsächlich nur durch das an den Seiten leistenartig aufgeworfene Halsschild, etwas kräftigeren Körperbau und durch die andere Futterpflanze, indem er und seine Larve das ganze Jahr über an Eichen leben, deren Blätter nach und nach skelettirend, so daß die Eichenbüsche und Stangenhölzer im Sommer durch das Verschwinden sämmtlichen Blattgrüns einen überaus traurigen Anblick gewähren, wenn, wie mehrere Jahre [189] hindurch in unserer benachbarten Heide, dieser kleine Springer in den Eichenbeständen massenhaft haust. Mit dem Erwachen alles Lebens aus dem Winterschlafe steigt der Käfer trägen Schrittes, noch wenig Spannkraft in den Springmuskeln verrathend, aus seinem feuchten Winterlager vom Boden an den Eichenbüschen und Eichenstangen empor und benagt mehr oberflächlich und spielend die kaum schwellenden Knospen. Erst wenn die grünen Blätter sichtbar sind, sitzt er weidend auf ihnen, und das Männchen auf einem Weibchen. Wenige Wochen später nehmen die Käfer merklich ab, die Löcher im jungen Laube aber merklich zu; denn statt jener, der nun heimgegangenen, bedürfen ihre Larven reichlicherer Kost. Dieselben sind gleichfalls igelstachelig, aber weniger kantig auf dem Rücken und weniger eingeschnitten in den Seiten als die vorigen, weil hier die glänzend schwarzen, den Körper bedeckenden Warzen weniger zahlreich und etwas kleiner sind; auch erscheinen die Larven des Eichenerdflohes reiner schwarz als die vorigen. Im Juni und Juli trifft man sie meist in Mehrzahl auf einem Blatte, dann aber verlassen sie ihre Weideplätze, um an der Erde unter Laub, aber auch in den wagerechten Rindenrissen alter Stämme während des August die Puppenruhe zu halten. So lange die Käfer die Eichenbüsche und etwa das Stangenholz in der oben erwähnten »Heide« bewohnten, war es wegen der Bodenbeschaffenheit nicht wohl möglich, ihre Puppen aufzusuchen; nachdem sie aber, mit jedem Jahre sich weiter ausbreitend, auch die alten Bäume am Rande bewohnten, konnte man die dottergelben Püppchen zu dreien und vieren bei einander in den wagerechten Rindenrissen der zerklüfteten Stämme jener liegen sehen. Seitdem haben sich die Käfer merklich vermindert, ohne daß gegen sie etwas unternommen worden ist. Die den Puppen im September entschlüpften Erdflöhe treiben sich, so lange es die Witterung erlaubt, auf dem von ihren Larven schwer heimgesuchten Laube umher, vermehren dessen Löcher noch und sitzen zuletzt, immer träger werdend, oft zu zehn und zwölf dicht gedrängt bei einander, bis sie schließlich in den Winterquartieren am Boden verschwinden. Sonach scheint eine Brut im Jahre die Regel zu sein, doch will ich nicht in Abrede stellen, daß an besonders sonnigen Stellen und bei günstigen Witterungsverhältnissen während eines Jahres auch deren zwei möglich sind.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 189-190.
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