Gemeiner Trauerkäfer (Blaps mortisaga)

[118] Unter Verleugnung einer Reihe von gedrungen und gestreckten, nur im südlichen Europa gedeihender Formen sei zunächst des in ganz Europa lebenden, am liebsten in Kellern und ähnlichen dunkeln Winkeln der Häuser sich aufhaltenden Finsterlings gedacht, welcher weniger im Munde des Volkes, als in der Schriftsprache unter dem Namen des gemeinen Trauerkäfers oder Todtenkäfers (Blaps mortisaga) sein erbärmliches Dasein fristet. Auch Moufet erwähnt ihn neben den Schaben und meint, er würde gewiß unbekannt geblieben sein, wenn ihn (Blatta foetida) Plinius nicht als den Spitzsteiß näher bezeichnet hätte, da er ohne diese Eigenschaft mit anderen, namentlich pillendrehenden Käfern leicht verwechselt werden könne. Obgleich sein Körper so gebildet sei, daß man schwören möchte, er habe Flügel, so sei doch nicht einmal das Männchen bei dieser Gattung geflügelt, wie Plinius gefaselt habe. Dann fährt Moufet fort: »Er lebt in Kellern und ist Gastfreund der Mistgruben, kriecht in der Nacht in trägem Marsche hervor, kehrt aber beim leisesten Anzeichen von Licht oder der menschlichen Stimme in die Finsternis zurück; in Wahrheit ein schamhaftes und im höchsten Grade lichtscheues Thier, nicht wegen Blödsichtigkeit, sondern im Bewußtsein seines schlechten Geruches und seiner Uebelthaten; denn er liebt schmutzige Gastmähler, durchbricht fremde Mauern und beleidigt durch seinen häßlichen Geruch nicht nur die Nahestehenden, sondern die ganze Nachbarschaft. Er lebt einsam und finden sich kaum zwei bei einander. Ob er aus der Schmutzmasse entstehe oder durch gegenseitige Vereinigung eines Männchens und Weibchens, wissen wir nicht«. Der letzte Zweifel ist längst gelöst und die Larve des Käfers von mehreren Landsleuten Moufets später abgebildet worden. Sie ist der des Mehlkäfers sehr ähnlich und von der Bildung, welche wir an der hier gegebenen des Blaps producta erkennen.


1 Gemeiner Trauerkäfer (Blaps mortisaga), 2 Larve von Blaps producta; beide vergrößert.
1 Gemeiner Trauerkäfer (Blaps mortisaga), 2 Larve von Blaps producta; beide vergrößert.

Im übrigen übertreibt Moufet die unangenehmen Eigenschaften und die Lichtscheu des Thieres, indem dasselbe nicht unangenehmer riecht als andere Familiengenossen und hundert andere in ähnlicher Weise lebender Käfer. Alle Blapse haben die vorliegende Körperform, zusammengewachsene Flügeldecken, eine sichtbare Oberlippe, ein beilförmiges Endglied der Kiefertaster, eine unter der rautenförmigen Kinnplatte versteckte Zunge, an den Hüften der Mittel- und Hinterbeine einen kleinen Anhang, zwei Enddornen an den Vorderschienen und kurz bewimperte, kaum zusammengedrückte Füße, welche stets viel kürzer als ihre Schienen sind. Bei unserer Art ist die ausgezogene Flügeldeckenspitze in beiden Geschlechtern gleich lang, und das Männchen vor dem Weibchen durch ein Büschel gelben Filzes mitten am Hinterrande des ersten Bauchringes ausgezeichnet.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 118.
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