Sippe: Springschwänze (Poduridae)

[569] Mannigfaltiger gestalten sich die Formen der Springschwänze (Poduridae), welche in der Regel ihren Kopf wagerecht am walzigen Körper vorstrecken, dessen erster Brustring kürzer als jeder der beiden folgenden, gleich großen zu sein pflegt und dessen Hinterleib aus sechs oder auch nur aus halb so vielen Gliedern besteht. Vorn am Kopfe sitzen die vier- bis sechsgliederigen, derben Fühler, dahinter in Gruppen die einfachen Aeugelchen zu vier bis acht, selten zu zwanzig. Die Mundtheile sind zwar nachzuweisen, aber sehr schwer zu erkennen und tasterlos im Unterkiefer. Die plumpen Beine gehen in nur ein zweilappiges und bekralltes Fußglied aus. Daß die Thiere sehr gut hoch und weit springen können, verdanken sie nicht jenen, sondern dem gabelartigen Anhange an der Leibesspitze, welchen sie unter diese schlagen und wie Springstangen benutzen. Die Schnellkraft ist so bedeutend, daß bei einer Art, dem Wasserfloh (Podura aquatica), die Wasserfläche als Stützpunkt dient. Im Frühjahre nämlich sieht man stehende Gewässer und Pfützen manchmal mit breit schwarzem Rande eingefaßt, als wenn Schießpulver ausgestreut wäre; stört man hinein, so hüpfen die Körnchen so leicht aus einander, als wären sie angezündet.

Alle Springschwänze bedürfen zu ihrem Gedeihen einen gewissen Grad von Feuchtigkeit, daher findet man sie unter nassem Laube, hinter der Rinde faulender Bäume, auf Wasser, ja auf Eis und Schnee. Meist legen sie zahlreiche Eier in mikroskopischer Kleinheit. Nicolet, dem wir eingehende Untersuchungen über diese interessanten Wesen verdanken, fand bei einem Weibchen eintausenddreihundertundsechzig Stück.


Gletscherfloh (Desoria glacialis), stark vergrößert.
Gletscherfloh (Desoria glacialis), stark vergrößert.

Dieselben sind glatt, bisweilen aber auch durch Behaarung rauh, oval, länglich oder kugelrund. Zuerst entwickeln sich in ihnen die Augen, dann reißt öfter die Eihaut und bleibt in einer vorderen und hinteren Hälfte an den betreffenden Theilen des noch unentwickelten Keimes hängen. Beine und Fühler erscheinen anfangs als ungegliederte Säckchen. Vom Legen des Eies bis zur Entwickelung des Embryo vergehen ungefähr zwölf Tage. Die winzigen Jungen haben einen verhältnismäßig großen Kopf und einen kurzen Hinterleib. Der nächsten Häutung, mit welcher der Körper seine unveränderliche Gestalt erhält, folgen in Zwischenräumen von zwölf bis funfzehn Tagen zahlreiche weitere Häutungen nach.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 569.
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