Stechfliege (Stomoxys calcitrans)

[478] Im Spätsommer pflegt sich noch eine andere Art von Fliegen in den Zimmern einzustellen, besonders wenn Viehställe nicht fern sind, welche von ihrer blutsaugenden Eigenschaft den Namen Stechfliege, Wadenstecher (Stomoxys calcitrans), erhalten hat. Die graue Fliege gleicht in Körpertracht und Färbung ungemein der kaum größeren Stubenfliege, von welcher sie sich jedoch durch den wagerecht aus dem Maule vorstehenden Stechrüssel leicht unterscheidet; überdies trägt sie eine gekämmte, will sagen, nur an der Oberseite gefiederte Fühlerborste und hat auf dem Rückenschilde drei breite weißliche, an der Naht unterbrochene Striemen; sodann wird noch behauptet, daß sie beim Ruhen stets mit dem Kopfe nach oben sitze, während die Stubenfliege die entgegengesetzte Richtung einhalte, ein Umstand, an denen die russischen Bauern beide Arten in ihren Zimmern leicht zu unterscheiden wissen.

Die kegelförmige, hinten abgerundete Larve ist milchweiß, glatt und glänzend, vorn zweitheilig; die ungleichen Haken des strahlenartig gerunzelten Mundes sehen trotzdem bei ihrer großen Nachbarschaft wie nur einer aus. Am Vorderrücken erscheint der ringförmig aufgetriebene Vorderrand scharf, die gelben, muschelförmigen Stigmenträger zerfallen in je sechs keulenförmige Theile, die des halbkugelförmigen letzten Gliedes bilden ziemlich große, schwarzbraun eingefaßte, kreisrunde Flächen, auf welchen je drei Luftlöcher im Dreiecke stehen. Die Made ist 8,75 Millimeter lang und lebt im Sommer und Herbste gesellschaftlich mit den Stubenfliegenmaden im frischen Pferdemiste, entwickelt sich aber langsamer als diese. Die Puppe ist blaß rothbraun, fein in die Quere gestrichelt, und die vordersten Luftlöcher der künftigen Fliege erscheinen, wie bei allen Gemeinfliegen, am Hinterrande des vierten Leibesringes als kegelförmige, nach vorn gerichtete Hörnchen, während die hintersten da liegen, wo sie die Made hat. Die Puppenruhe dauert vier bis sechs Wochen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 478.
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