Verschiedenfarbige Skorpion (Telegonus versicolor)

[637] Die Skorpione unterscheiden sich äußerlich durch die gestrecktere oder gedrungene Form der Scheren, durch die Schlankheit oder Dicke des Schwanzes und durch die hellere oder dunklere Farbe des glätteren oder rauheren Körpers. Obgleich die bisher bekannt gewordenen Arten die Zahl hundert noch nicht erreichen, wurden sie doch schon früher von Ehrenberg in mehrere Gattungen zerlegt, von denen Scorpio die sechsäugigen, Buthus die achtäugigen, Centrurus die Arten mit zehn und Androctonus die mit zwölf Augen umfassen. Einige dieser Gattungen zerfallen nach der gegenseitigen Stellung der Seitenaugen oder dem Vorhandensein oder Mangel der Kiele auf den Schwanzknoten in einige Untergattungen. Peters (»Berliner Monatsberichte 1861«), auf die Unbeständigkeit der Augenzahl hinweisend, versuchte eine neue Eintheilung unter Berücksichtigung des Brustbeines und der Kieferfühler und stellte hiernach vier Gruppen auf. Die erste (Telegonini) umfaßt alle diejenigen Skorpione, deren Brustbein eine linienförmige Sichel bildet. Dasselbe biegt sich ein, trägt in seiner Vertiefung die Deckplatten der Geschlechtsöffnung, [637] so daß diese unmittelbar an die Wurzel des zweiten Fußpaares zu stoßen und Theile des Brustbeines gänzlich zu fehlen scheinen. Beide Finger der Kieferfühlerscheren sind nur mit je einer einzigen Reihe von Zähnen bewehrt und die sehr kleinen Seitenaugen, ihrer zwei oder drei jederseits, auf eine Erhebung zusammengedrängt. Die nur in Amerika und Neuholland lebenden Arten, wel che sich außerdem durch eine fast glatte und glänzende Körperoberfläche auszeichnen, sind den älteren Schriftstellern nicht bekannt gewesen. Es gehört unter anderen der verschiedenfarbige Skorpion (Telegonus versicolor Kochs) aus Brasilien hierher, ein glänzend schwarz- und gelbscheckiges Thierchen von nur 28 Millimeter Länge mit einem sehr dicken Schwanze, dessen Spitze sowie die Finger der Hände eine mehr rothe Färbung annehmen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 637-638.
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