Platte Randasseln (Polydesmus complanatus)

Platte Randassel (Polydesmus complanatus), vergrößert.
Platte Randassel (Polydesmus complanatus), vergrößert.

[627] Eine wesentlich andere Körperform erhalten die Randasseln (Polydesmus) dadurch, daß die Ringe, welche in der beschränkteren Anzahl von zwanzig aufzutreten pflegen, infolge seitlicher, plat tenartiger Ausbreitungen und Kanten den drehrunden Umriß aufgeben, und daß die Beine nicht in der Mittellinie des Bauches zusammenstoßen, mithin auch an den Körperseiten deutlicher sichtbar werden. Gervais beobachtete neugeborne platte Randasseln (Polydesmus complanatus), ohne jedoch das Ausschlüpfen aus dem Eie mit angesehen zu haben; sie zeigten einschließlich des Kopfes und Afters sieben Glieder und sechs Beine. Drei Wochen später hatte die eine von ihnen zehn Ringe, acht ohne Kopf und Afterglied, und statt der früheren drei, sechs Fußpaare, je eines am ersten, zweiten und dritten, ein viertes und fünftes am folgenden und das sechste und zwar kegelförmige am darauf folgenden Gliede. Er hielt diese Assel für ein Männchen, weil ein Weibchen am betreffenden Gliede gleichfalls zwei Paare getragen haben würde; dort aber waren die Ruthen noch nicht entwickelt. Die erwachsene platte Randassel, welche die Abbildung in starker Vergrößerung vergegenwärtigt, hat an dem ersten und den beiden letzten Körperringen keine Beine, an jedem der drei auf den ersten folgenden Ringe je ein Paar, weiterhin zwei Paare und keine Augen. Die plattenartig heraustretenden Seiten der Ringe sind vorn gerundet, hinten geeckt; die vorletzte tritt in einem stumpfen Mittelzahne etwas über das Afterglied hinaus, und die bräunlich schiefergraue Oberfläche aller erscheint durch schwache, punktartige Erhebungen etwas uneben. Diese Randassel findet sich überall in Europa unter feuchtem Laube, Steinen, hinter Baumrinde, mitunter an saftigen Wurzeln, wie Möhren, fressend, und wickelt sich, wie die Julus-Arten, gleich einer Uhrfeder auf, wenn sie in ihrem Verstecke gestört wird. Die Gattung ist reich an Arten, welche in den heißen Ländern zum Theile beträchtliche Größe erlangen, sich durch die Gestalt des Plattenrandes, die Spitze des vorletzten Rückenringes und so manches andere untergeordnete Merkmal von einander unterscheiden, und neuerdings zahlreichen Untergattungen zugetheilt worden sind.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 627.
Lizenz:
Kategorien: