Baumschnüffler (Passerita purpurascens)

Baumschnüffler (Passerita purpurascens). 2/3 natürl. Größe.
Baumschnüffler (Passerita purpurascens). 2/3 natürl. Größe.

[387] Der auf Ceylon lebende und dieser Insel eigenthümliche Baumschnüffler (Passerita purpurascens und fusca), Vertreter einer gleichnamigen, artenarmen Sippe, mag uns mit einer der südasiatischen Peitschennattern bekannt machen.

Die Kennzeichen der Sippe (Passerita) beruhen in der außerordentlichen Schlankheit des seitlich leicht zusammengedrückten Leibes und runden Schwanzes, dem flachen, ungemein langen Kopfe, dessen ungewöhnlich verlängerte und spitzige Schnauze vorn noch außerdem mit einem biegsamen, also rüsselartigen Anhängsel versehen ist, der eingetieften Zügelgegend, hinter welcher das mäßig große, wagerecht geschlitzte, oben durch einen vorspringenden Rand geschützte Auge liegt, den kleinen seitlich gelegenen, am hinteren Ende eines einzelnen Schildes mündenden Nasenlöchern, den langen, schmalen, glatten, weit sich deckenden, in funfzehn Reihen geordneten Rückenschuppen und ungekielten Bauchschildern sowie endlich dem Gebiß, welches in der Mitte jedes Kiefers einen sehr kräftigen, am Ende desselben einen gefurchten Zahn aufweist.

Bei der genannten Art besteht der Rüssel, dessen Länge die halbe Schnauzenlänge ohne Anhängsel etwas übertrifft, wesentlich aus dem verlängerten, vierseitigen, zusammengerollten, oberseits warzigen Rüsselschilde; die übrigen Vorderschilder ändern jedoch ebenfalls einigermaßen ihre regelrechte Gestalt. Die Schlange ist auf braungrauem Grunde oben und unten purpurn gemarmelt und dunkler braun getüpfelt, die Haut zwischen den Schuppen aber weiß und schwarz, und hierdurch entstehen, wenn das Thier sich dehnt, in beiden Farben abwechselnde Ringbänder; ein brauner Zügelstreifen verläuft bis zum Auge; die oberen braunen Kopfschilder endlich sind breit gelb gerändert. Von der Gesammtlänge, welche bis 1,3 Meter beträgt, nimmt der Schwanz drei Achtel in Anspruch.

Welchem Zwecke der Rüssel der Baumschnüffler dient, ist schwer zu sagen. Als einen Fühler kann man ihn, da dicke Schilder ihn bekleiden, kaum ansehen, als Bahnbrecher im dichtesten Gezweige ebensowenig. Einen Zweck wird er wohl haben, welchen aber, vermögen wahrscheinlich nicht einmal die alles erklärenden Zweckmäßigkeitsprediger anzugeben.

Wahrscheinlich bezieht sich die von Tennent gegebene Schilderung der Baumschlangen hauptsächlich auf diese Art. Das Haus, welches dieser Forscher in der Nähe von Colombo bewohnte, war von einigen hohen Kasuarinen und anderen Bäumen umgeben, deren Kronen zuweilen von Baumschlangen wimmelten. Da die Zweige der Bäume bis in unmittelbare Nähe der Fensteröffnungen reichten, hatte Tennent treffliche Gelegenheit, die Thätigkeit der Baumschlangen zu beobachten. Diese besteht mehr in einer beständigen Aufmerksamkeit auf alles, was ringsum vorgeht, als in einer absonderlichen Beweglichkeit, obwohl unsere Thiere eine solche zuweilen ebenfalls bekunden. Ihrer Jagd scheinen sie hauptsächlich des Nachts obzuliegen; sie gilt verschiedenen nächtlichen Echsen, namentlich den dort lebenden Gekos, kleinen Vögeln und deren Jungen. Niemals verlassen sie freiwillig die Bäume. Alle auf Ceylon vorkommenden Arten sind vollkommen harmlos, jedoch sehr bissig. »Es ist auffallend«, schließt Tennent, »daß keine einzige von den vielen Stücken, welche ich gesammelt hatte, um sie mit mir nach Europa zu nehmen, in der Gefangenschaft zum Fressen zu bringen war, während doch die amerikanischen Arten, falls man ihren Käfig mit einigen grünen Pflanzen ausschmückt, ohne weiteres ans Futter gehen.«


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 387.
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