Schnappschildkröte (Chelydra serpentina)

[62] Ein Ungeheuer in Gestalt und Wesen ist die Schnappschildkröte (Chelydra serpentina, Testudo und Emysaura serpentina), welche die Sippe der Alligatorschildkröten (Chelydra) als einzige bekannte Art der Gruppe vertritt. Der flachgewölbte Rückenpanzer zeigt drei Reihen mäßiger Kielhöcker, von denen jedoch die Wirbelplattenreihe zuweilen nicht zur Entwickelung gelangt; die Nackenplatte ist vorhanden, die Schwanzplatte doppelt; die seitlichen Randplatten liegen in einfacher Reihe neben, nicht übereinander.


Schnappschildkröte (Chelydra serpentina). 1/12 natürl. Größe.
Schnappschildkröte (Chelydra serpentina). 1/12 natürl. Größe.

Der Brustschild ist schmal, kreuzförmig, aus zehn, ausnahmsweise aus elf Platten zusammengesetzt, indem die Afterplatte, welche gewöhnlich fehlt, auch entwickelt sein kann; die Verbindung beider Schilde wird durch drei Platten gedeckt. Dreizehn Platten bilden den Mitteltheil des Rückenpanzers: die fünf mittelsten liegen fast wagerecht und kommen sich in der Größe beinahe gleich. Ihre Form ist eine fast viereckige, bei den je vier Seitenfeldern dagegen wenigstens das erste unregelmäßig, mehr oder weniger deutlich fünfeckig. Der Rand wird aus fünfundzwanzig Platten zusammengesetzt, von denen die erste sehr schmal ist und die hinteren sich so scharf zuspitzen, daß sechs bis acht tiefe Einschnitte gebildet werden. Der Kopf ist groß, platt und dreieckig, hat äußerst kräftige und scharfe ungezähnelte, an der Spitze hakige Kiefer; der Hals, welcher beim ruhenden Thiere kurz erscheint, kann weit vorgestreckt werden. Die Beine sind kräftig, die Vorderfüße fünf-, die Hinterfüße vierzehig, die Schwimmhäute wohl entwickelt. Der Schwanz fällt auf durch seine Länge, welche zwei Drittheile von der [62] des Schildes beträgt, seine bedeutende Dicke und einen längs der Oberseite verlaufenden Kamm knöcherner, spitziger Zacken, welche allmählich an Größe abnehmen und seitlich zusammengedrückte Knorren sind; seine Unterseite wird mit zwei Längsreihen viereckiger Schuppen gedeckt. Warzige, am Bauche schlaffe, rauhe und runzelige, überall aber mit kleinen Schuppen bedeckte Haut umhüllt die nicht vom Panzer eingeschlossenen Körpertheile; einzelne zerstreute, ziemlich große Querschuppen bekleiden die Vorderarme und die Außenseite der hinteren Schienbeine. Vom Kinn hängen zwei Bärtel herab. Die Färbung der Haut ist ein schwer zu bezeichnendes, vielfach wechselndes Oelgrün; der Rückenschild sieht oben schmutzig dunkel- oder schwarzbraun, unten gelbbraun aus und ist, wie gewöhnlich, bei jungen Thieren lichter als bei alten. Letztere können eine Länge von 1 bis 1,3 Meter und ein Gewicht von zwanzig bis fünfundzwanzig Kilogramm erreichen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 62-63.
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