Buchstabenfrosch (Ceratophrys Bojei)

[584] Der Buchstabenfrosch (Ceratophrys Bojei, Stombus Bojei, Ceratophrys granosa), welchen unsere Abbildung darstellt, unterscheidet sich hauptsächlich durch lichtere Färbung [584] des Gesichtes und abweichende Anordnung der Warzenreihen, ähnelt der Itannia sonst jedoch in allen wesentlichen Stücken und dürfte schließlich doch als mit jener gleichartig sich erweisen.

Nach den Erfahrungen des Prinzen von Wied verbreitet sich die Itannia über den ganzen südlichen Theil Brasiliens, von Bahia bis Rio de Janeiro; nach Azara kommt sie auch in Paraguay [585] vor, nach Dumeril ebenso in Guayana. »In den inneren Waldungen des Sertong von Bahia«, sagt der erstgenannte Naturforscher, »habe ich diese gehörnte Kröte selbst beobachtet.


Buchstabenfrosch (Ceratophrys Bojei). Natürliche Größe.
Buchstabenfrosch (Ceratophrys Bojei). Natürliche Größe.

Sie hält sich in dunklen, feuchten Urwäldern, besonders in den Sümpfen derselben, auf und hüpft überall umher, selbst in den trockenen Catingawäldern. In den inneren großen Waldungen, an der Straße, welche man längs des Flusses Ilheos nach Barrada Vareda im Sertong gebahnt hatte, bemerkte man oft bei trockener, heißer Witterung nicht eine einzige Kröte; sobald aber ein schwacher Gewitterregen fiel, sahen wir sogleich junge Thiere dieser Art in Menge überall umherhüpfen. Erwachsen hat die Itannia einen so ungeheueren Rachen, daß sie, wie man versichert, ein junges Huhn verschlingt; Mäuse, Frösche, Schnecken und andere kleine Thiere frißt sie in Menge. Am Mucuri vernahmen wir in der Stille des Abends in den großen Urwaldungen häufig ihre laute Stimme, welche krächzend und eintönig ist.« Auch dieses schöne Thier theilt den Abscheu der Brasilianer gegen alle Kröten, soll dagegen, wie Dupons erwähnt, im spanischen Guayana von den Ureinwohnern angebetet oder doch häufig in Gefangenschaft gehalten werden, bezüglich gehalten worden sein. Die guten Leute bewahrten, falls die Geschichte wahr, sie und andere Kröten unter Töpfen als Wetterpropheten oder richtiger, Wettermacher, verlangten von ihnen Regen oder gutes Wetter und peitschten sie, wenn sie ihren Willen nicht erfüllten.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 584-586.
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