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Diese Abtheilung hat ihren Namen von der Eigenschaft, daß in allen ihren Arten mikroskopische oder auch schon mit unbewaffnetem Auge sichtbare Kalkgebilde abgesondert werden, die dem Körper als eine Art von Skelett dienen, indem sie entweder unregelmäßig durch das Gewebe zerstreut oder zierlich büschelförmig und reihenweise angeordnet sind.
Diese Kalkabsonderungen haben die Form von Stäbchen oder Nadeln oder von drei- und vierstrahligen Sternen. Sie erfüllen den Schwamm gewöhnlich in solcher Masse (während die weichen Bestandtheile überhaupt sehr spärlich sind), daß auch beim Eintrocknen die Körpergestalt und der Umfang unverändert bleiben, und daß die meisten Kalkschwämme lebend und todt ein kreidiges oder gipsiges Aussehen haben.
Unter allen Spongien scheinen die Kalkschwämme die variabelsten zu sein. Wir besitzen eine meisterhafte Naturgeschichte der Kalkschwämme von Haeckel, in welcher derselbe, wie ich es schon früher für einige Gruppen der Kieselschwämme unternommen, den unumstößlichen, auf viele tausende von Beobachtungen gegründeten Beweis liefert, daß die ihm aus allen Theilen der Erde bekannt [521] gewordenen hundertundelf Arten diesen Namen eigentlich gar nicht verdienen, daß diese sogenannten Arten sich an gewissen Standorten zwar in gewissen, meist an sich unbedeutenden Eigenschaften befestigen, aber durch die mannigfaltigsten Uebergänge ineinander verschwimmen. Die Schwämme sind das ausgezeichnetste Beispiel für die Veränderlichkeit der Art. Dennoch ist es Haeckel gelungen, auch hier einige natürliche Hauptfamilien aufzustellen, in denen sich ein Fortschritt vom Einfacheren zum Zusammengesetzteren kundgibt. Wir kennen bisher leider nur von wenigen Arten die Entwickelung, deren früheste Zustände wir übergehen, um nur eine, wie es scheint sehr verbreitete Larvenform hervorzuheben.
Schneidet man einen Kalkschwamm zur Zeit der Reife, die in unseren Gegenden vorzugsweise im Frühjahr stattfindet, in feine Scheiben, oder zerzupft man ganz einfach ein Stückchen mit Nadeln, so werden die darin befindlichen, winzigen, erst bei starker dreihundert- bis sechshundertmaliger Vergrößerung gut sichtbaren Larven frei, und man kann sie unter dem Mikroskop beobachten. Sie bestehen aus zwei sehr verschieden aussehenden Körperhälften. Die eine ist aus längeren, fast kegelförmigen Zellen zusammengesetzt, deren jede eine lange, schwingende Geisel trägt. Die untere, beim Schwimmen nachschleppende Halbkugel zeigt große rundliche, durch die Erfüllung mit Körnchen undurchsichtige Zellen. Die Entwickelung zum festsitzenden Schwamme geht so vor sich, daß die Larve sich irgendwo an einem festen Körper im Meere mit der unteren, der Körnerballenhälfte, anheftet, während, unter Verlust der Geiseln, die andere Hälfte die Außenschicht der kleinen Kruste bildet. Gleichzeitig entstehen inwendig die Kalktheile, die jedoch sehr schnell bis zur Oberfläche dringen. Nun erst bildet sich eine Höhlung, und indem diese sich streckt, bricht nachträglich eine Oeffnung nach außen, die wir oben Schornstein genannt haben. Sollte diese Art der Entwickelung, die wir leider erst, wie gesagt, von wenigen Arten kennen, die allgemein verbreitete sein, so würden sich die Schwämme nach ihrer Entwickelungsgeschichte nicht so, wie Haeckel es sich dachte, mit den Coelenteraten und überhaupt allen mit einer Gastrula-Larve auftretenden Thieren vergleichen lassen, nämlich nicht mit allen jenen Thieren, bei denen der Darmkanal oder ein Theil desselben aus einer frühen Einstülpung der Keimhaut hervorgeht. Auch meine neuesten, an mehreren Sack-Kalkschwämmen von Neapel angestellten Beobachtungen weisen den Schwämmen diese Sonderstellung an.
Wir haben gesehen, daß der Schwamm fertig ist, sobald die Leibeshöhle mit ihrem Schornsteine sich gezeigt hat. Eigentlich braucht er nicht einmal die große Oeffnung, sondern die Wasserausfuhr [522] geschieht oft auf demselben Wege, durch die veränderlichen Hautporen, wie die Einfuhr. Es gibt dieser Mundmangel – Mund im Sinne von Mündung, Ausfuhrmündung – Veranlassung zu einer Varietätenbildung, welche im gesammten Schwammreiche sehr häufig ist und wesentlich mit dazu beigetragen hat, die bisherigen systematischen Ansichten der alten Schule über den Haufen zu werfen.
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