[452] In Gestalt glasheller Aepfel, Melonen, auch wohl einen bis anderthalb Meter langer Bänder mit einem verdickten Mitteltheile, schwimmen die Rippen- oder Kammquallen auf offenem Meere oder werden von Strömungen und Winden in die Nähe der Küsten und in die Häfen getrieben. [452] Ihre Lage im Wasser ist gewöhnlich eine mehr oder weniger senkrechte, mit nach unten gekehrter Mundöffnung. Dieselbe führt in einen entweder röhrenförmigen oder erweiterten Magen, in welchem die Verdauung geschieht, und aus welchem die unverdaulichen Theile der aufgenommenen thierischen Beute wieder durch den Mund entleert werden. Das obere Ende dieses Magens kann zwar zugeschnürt werden, steht aber doch in direkter Kommunikation mit einem engeren oder weiteren trichterförmigen Raume, aus welchem wiederum andere Kanäle entspringen, welche unter der Körperoberfläche längs der gleich näher zu berührenden sogenannten Rippen verlaufen. Jener Trichter besitzt eine dem Munde entgegengesetzte Oeffnung. Er ist ein Reservoir für Blut und willkürlich aufgenommenes Wasser; auch Theilchen des Speisebreies gerathen aus dem Magen mit hinein, und diese sonderbar zusammengesetzte, wesentlich aber aus Wasser bestehende Flüssigkeit wird durch Wimperorgane in den erwähnten Kanälen in Bewegung gesetzt.


Cydippe pileus. Natürliche Größe.
Cydippe pileus. Natürliche Größe.

Auch durch die Trichteröffnung kann das Wasser aufgenommen werden, dieselbe scheint jedoch vorzugsweise zum Ablassen der schon in Cirkulation gewesenen und mit verschiedenartigen Ab- und Aussonderungen versetzten Leibesflüssigkeit zu dienen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 452-453.
Lizenz:
Kategorien: