1. Sippe: Chondrosia

[535] Eine durch manche Eigenthümlichkeiten ausgezeichnete Familie bilden die Gummi- oder Lederschwämme. Der Typus derselben, die Sippe Chondrosia, siedelt sich in Form kleiner unregelmäßiger Fladen und Laibe an, die in der Regel nur mit einem Ausströmungsloche versehen, also Einzelwesen sind. Die Oberfläche ist schlüpfrig und dunkel gefärbt, die der Unterlage sich anschmiegende Fläche hell. Beim Abreißen und Herausnehmen aus dem Wasser ziehen sie sich [535] auffallend zusammen, eine Fähigkeit, welche einige andere Schwämme, z.B. die schönen Seelimonen (Tethya), in noch höherem Grade besitzen. Von ihrem Aussehen werden die Chondrosien von den Fischern carnume oder rognone di mare, Meerfisch oder Meerniere, genannt. Sie sind schon im frischen Zustande äußerst zähe, trocknen aber an der Luft zu Massen zusammen, so fest, wie dickes Leder. Man kann sie in diesem Zustande jahrelang aufbewahren, und dann nehmen sie nach dem Wiederaufquellen ganz das Aussehen frischer Exemplare an. Auch im süßen Wasser, in welchem viele Schwämme schon nach einigen Stunden sich zersetzen, verändern sie sich erst nach vielen Tagen, obschon ihre Lebensthätigkeit darin gleich aufhört.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 535-536.
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