[151] Zugänglicher, weil größer, sind die Mitglieder der dritten Ordnung, deren systematischer Name Dendrocoela die merkwürdige baumartige, verästelte Form ihres Darmkanales bezeichnet. Eine an der Bauchseite gelegene Oeffnung führt in eine Höhle, worin im Zustande der Ruhe gänzlich zurückgezogen ein äußerst dehnbares Schlundorgan liegt. Dasselbe wird, sobald das Thier sich zum Fressen anschickt, hervorgestreckt und macht den Eindruck, als ob es für sich lebendig wäre.


Umriß einer Dendrocoele. 5mal vergrößert.
Umriß einer Dendrocoele. 5mal vergrößert.

Zumal wenn es bei der anatomischen Untersuchung ganz isolirt worden ist, sieht dieser Schlundrüssel aus wie ein selbständiger weißlicher Wurm; er setzt dann nämlich seine Bewegungen geraume Zeit fort, öffnet sich und schluckt und schlingt noch. Der an diesen Schlund sich ansetzende Darmkanal, richtiger gesagt Verdauungsraum, besteht aus einem nach vorn und zwei sich seitlich nach hinten erstreckenden Hauptästen mit einer größeren oder geringeren Zahl von Nebenästen und Verzweigungen, welche alle blind endigen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 151.
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