3. Sippe: Physa

[245] Auch die Mantelschnecke (Amphipeplea) hat dreieckige, zusammengedrückte, aber kurze Fühler und die Augen innen am Grunde derselben. Eigenthümlich ist der Mantel, welcher das Gehäuse ganz umhüllt. In Europa und auch im mittleren Deutschland kommt nur eine Art, die 1 Centimeter lange Amphipeplea glutinosa, die schleimige Mantelschnecke, vor. Ihr fast kugelrundes Gehäuse ist äußerst zart und dünn, von der immerwährenden Umhüllung des Mantels ganz glatt polirt und stark glänzend. Letzterer selbst ist schwarz marmorirt und mit gelben Punkten bestreut. Wenn das Thier ungestört sich im Wasser befindet, ist vom Gehäuse nichts zu sehen und das Thier gleicht dann einem Schleimklümpchen; daher schon mancher Kenner, der unvermuthet auf diese seltene Schnecke stieß, getäuscht worden ist. Aber auch, wenn man die Schnecke als solche erkannt hat, ist noch eine Verwechselung mit den Arten von Physa möglich, welche ebenfalls das Vermögen haben, den Mantel über das Gehäuse umzuschlagen und zu den gemeinen Bewohnern unserer stehenden Gewässer, Gräben und dergleichen gehören. Auch sie besitzen eine dünne durchsichtige Schale, an welcher das Gewinde sehr kurz ist, das Thier aber ist, genauer besichtigt, durch seine langen, borstenförmigen Fühler kenntlich. Noch schlimmer erging es, wie Roßmäßler erzählt, dem berühmten Draparnaud, der den schleimigen Mantel des Thieres für einen Kothüberzug hielt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 245.
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