Natica helicoides

[265] Den Mittelpunkt einer anderen Familie bildet die artenreiche Sippe Natica. Ihr Gehäuse ist kugelig oder eiförmig, mit halbkreisförmiger Mündung; die Außenlippe schneidend, innen glatt, die Innenlippe schwielig. Daß das Thier beim Ausstrecken des Fußes denselben durch Aufnahme von Wasser zu unverhältnismäßiger Größe anschwellen kann, haben wir schon Seite 258 erwähnt. Sie bedienen sich desselben, um sich in den Sand einzubohren, dann aber auch, um damit ihre Beute ganz zu bedecken. Es sind nämlich Fleischfresser, welche besonders andere Schnecken angehen und mit Hülfe der Reibeplatte ihre Schalen vollkommen kreisrund durchbohren. Auch sagt ein englischer Zoolog, daß sie sich vorzugsweise bei der Vertilgung todter Fische und anderer, von den Wellen ans Ufer gespülter Thiere betheiligen. Sie gehören also unter diejenigen nicht zahlreichen Schnecken, welche man wegen des Mangels eines Kanals oder Ausschnittes an der Mündung eher für Pflanzenfresser zu halten hätte. Sehr merkwürdig sind ihre Eierklumpen, welche man lange Zeit für eine Gattung polypenartiger Thiere gehalten. Einen solchen Klumpen oder Eiernest beschreibt Gould. »Es ist eine in breiter Schalenform zusammengekittete Sandmasse, am Boden offen und an einer Seite unterbrochen. Ihre Dicke ist wie die einer Orangenschale, leicht zu biegen, ohne zu brechen, wenn sie feucht ist. Vor das Licht gehalten, scheint sie voll kleiner Zellen in Wechselreihen. Jede dieser Zellen enthält ein gallertartiges Ei mit einem gelben Kern, welches die Embryoschale ist. Man findet sie in der Mitte des Sommers häufig an jeder sandigen Fläche, wo sich eine Natica-Art aufhält. Neben den vielen – gegen zweihundert – seebewohnenden Arten ist eine, Natica helicoides, zugleich als See- und Süßwasserbewohner bekannt geworden. Zuerst im Inneren von Neuspanien entdeckt, ist sie dann an der Peruanischen Küste in einer Tiefe von dreißig Faden gefunden.«

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 265.
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