Patella pellucida

[297] Die Art, von welcher diese Mittheilungen gelten, ist ein nicht besonders wohlschmeckendes, aber von den ärmeren Klassen der europäischen Küstenbewohner gesuchtes Nahrungsmittel. Meine Bootsleute haben oft, wenn ich anderen Dingen nachging, damit ihre Mahlzeit bestritten, und von einer oder mehreren Arten sollen sich die Feuerländer fast ausschließlich nähren. Die meisten haben eine sehr feste Schale. Ein zartes, durchscheinendes Gehäuse besitzt die Patella pellucida der Nordsee und der norwegischen Küste. An diesem niedlichen Thiere zeigt sich, wie sehr die Färbung der Schale von der Unterlage abhängt. Die an dem dunkeln Fucusstamme sitzenden, welche ihren Platz ebenso hartnäckig behaupten, wie die Felsenbewohnerinnen, sind blaß hornfarben, die aber an dem durchscheinenden Fucuslaube sind schön purpurn mit blaßblauen Längslinien. Zugleich gehört diese Art zu denjenigen, welche die nie vom Wasser entblößte Tiefenzone unterhalb der Strandzone und noch tiefer innehaben.

Es wird unseren Lesern aufgefallen sein, wie die bisher abgehandelten Weichthiere fast keine Anklänge an andere thierische Grundformen zeigten. Wir kommen nun zum Schlusse des Abschnittes über die Vorderkiemer zu einer kaum aus einigen Gattungen bestehenden Unterordnung, wo uns einige Eigenthümlichkeiten der erwachsenen Formen sowie gewisse Züge der Entwickelung an die Gliederthiere erinnern.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 297.
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